Gemeinsames Positionspapier

Verbände erheben die Stimme gegen die EU-Reform der Pauschalreiserichtlinie

Im größten Pauschalreisemarkt Europas stellen sich zehn deutsche Reise- und Tourismusverbände in einem breiten Schulterschluss gegen zentrale Punkte der geplanten EU-Richtlinie. Sie kritisieren unausgereifte Stornoregeln und unklare Definitionen – und warnen vor Risiken für Veranstalter, Vermittler und Verbraucher gleichermaßen.

Verbände erheben die Stimme gegen die EU-Reform der Pauschalreiserichtlinie
Die geplante Reform der Pauschalreiserichtlinie sorgt bei Reiseverbänden für Kritik. Sie befürchten Nachteile für Anbieter und Verbraucher. Foto: iStock/alexsl
Zehn deutsche Reise- und Tourismusverbände warnen vor negativen Folgen der geplanten Überarbeitung der EU-Pauschalreiserichtlinie. Kurz vor Beginn des Trilogverfahrens am 24. September fordern sie Korrekturen, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden und die Interessen der Branche zu wahren.

In einer gemeinsamen Stellungnahme sprechen sich die Verbände ASR, BT4Europe, BTW, DRV, DTV, Forum Anders Reisen, IHA, RDA, VDR und VIR für eine Stärkung der Pauschalreise aus. Diese dürfe nicht durch neue Regelungen geschwächt werden. Andernfalls seien nicht nur Reiseveranstalter und -vermittler, sondern auch Verbraucher betroffen, so die Befürchtung.

Forderung nach klarer Abgrenzung von Pauschal- und Geschäftsreisen

Kritik üben die Verbände unter anderem an der unklaren Definition der Pauschalreise. Vermittler müssten weiterhin mehrere Einzelleistungen anbieten können, ohne automatisch in die Rolle des Veranstalters zu geraten. Der Vorschlag des Ministerrats zur Unterscheidung zwischen Pauschalreise und Einzelleistung wird begrüßt.

Auch Geschäftsreisen sollten nach Ansicht der Verbände aus der Richtlinie ausgenommen werden – insbesondere dann, wenn sie auf Basis von Rahmenverträgen zwischen Unternehmen und Anbietern stattfinden. Andernfalls entstünden unverhältnismäßige Belastungen für Reisebüros und Veranstalter.

Kritik an Ausweitung der Stornoregeln

Unverständnis äußern die Verbände auch über die geplante Neuregelung bei Stornierungen aufgrund „unvermeidbarer und außergewöhnlicher Umstände“. Diese müsse klar und praktikabel gefasst sein. Es dürfe nicht dazu kommen, dass Veranstalter allein das allgemeine Lebensrisiko der Kunden tragen.

Eine Ausweitung der relevanten Reisehinweise auf Wohnsitz, Abreiseort und Zielgebiet – wie vom EU-Parlament vorgeschlagen – lehnen die Verbände ab. Entscheidend müsse weiterhin die Einschätzung des Auswärtigen Amtes bleiben. Auch die vorgesehene 28-Tage-Frist für kostenlose Stornierungen bei solchen Umständen wird kritisch gesehen. Sie verlagere Risiken einseitig auf die Veranstalter.

Branchenspezifischer Umsetzungszeitpunkt gefordert

Da das touristische Geschäftsjahr nicht dem Kalenderjahr entspricht, sprechen sich die Verbände für ein Inkrafttreten neuer Regeln zum 1. November aus – alternativ zum 1. Januar. Dies sei notwendig für die Planungssicherheit.

Branche sieht deutsche Reisewirtschaft besonders betroffen

Deutschland gilt als größter Pauschalreisemarkt der EU. Laut Angaben der Verbände entfallen 41 Prozent aller EU-Pauschalreisen auf Deutschland. Im Inland ist jede dritte Urlaubsreise pauschal gebucht. Die Branche ist überwiegend mittelständisch geprägt.

Die rund 2.300 Veranstalter und 8.000 Reisebüros in diesem Land müssten mitgedacht werden, hatte der DRV schon vor über einer Woche gefordert. „Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Verbraucherschutz und wirtschaftlicher Tragfähigkeit ist zwingend“, so der Standpunkt des scheidenden DRV-Präsidenten Norbert Fiebig.

Eine übermäßige Regulierung würde dieses Fundament der deutschen Reisewirtschaft gefährden – mit Folgen für Unternehmen, Arbeitsplätze und Reisende, so die Verbände.

Das vollständige Positionspapier ist online als PDF verfügbar.

Auch der europäische Dachverband von Reisebüros und Veranstaltern hat sich in der Sache zu Wort gemeldet und ebenso Korrekturen gefordert.