Nicko Cruises

„Themenreisen sind der perfekte Aktivierungsreiz für Erstkreuzfahrer“

Nicko-Chef Guido Laukamp, warum die Reedereien zum Rückgrat der Reisebüros geworden sind, wie Themenreisen Neukunden erschließen – und weshalb Flussreisen immer mehr Fans finden.

„Themenreisen sind der perfekte Aktivierungsreiz für Erstkreuzfahrer“
Nicko-Chef Guido Laukamp. Foto: Nicko Cruises
Herr Laukamp, wie bewerten Sie die aktuelle touristische Marktlage – und was bedeutet das für die Kreuzfahrt?

Der Gesamtmarkt erholt sich – aber schleppend. Der Geschäftsklimaindex für Reisebüros zeigt nach einem kurzen Höhenflug im letzten Jahr zum Jahresbeginn 2025 einen deutlichen Rückgang. Doch ein Segment trotzt dem Trend: die Kreuzfahrt. Wir sehen aktuell ein Umsatzwachstum von 21,2 Prozent – deutlich über dem touristischen Durchschnitt. Diese Dynamik macht uns zum Wachstumstreiber der Branche.

Können Sie das konkretisieren – etwa mit Blick auf die Reisebüros?

Ja, gerne. Die Umsätze der Reisebüros werden wesentlich durch Kreuzfahrten getragen. Ohne Kreuzfahrt sähe der Touristikumsatz an vielen Stellen düster aus – diese Zahlen bekommt man so leider nicht isoliert ausgewiesen, aber die Tendenz ist eindeutig. Auch bei den Vorausbuchungen ist der Unterschied frappierend: Während die Touristik insgesamt bei mageren 0,5 Prozent Wachstum liegt, liegt die Kreuzfahrt aktuell bei 7,5 Prozent.

Was macht die Kreuzfahrt so stabil?

Weil sie grundlegende Sehnsüchte erfüllt: raus aus dem Alltag, Natur, Entspannung, Genuss, Entdeckung. Das sind die zentralen Reisemotive der Gegenwart – und genau hier setzt die Kreuzfahrt an. Unsere Philosophie „time to discover“ trifft also einen Nerv. Und: Flussreisen passen in unsere Zeit, weil sie entschleunigt, kompakt und erlebnisreich sind.

Wie entwickelt sich die Kreuzfahrt in Deutschland insgesamt?

Wir sehen ein sehr robustes Wachstum – sowohl auf hoher See als auch auf dem Fluss. Für 2024 konnten wir rund drei Millionen Hochseekreuzfahrtgäste aus dem deutschen Quellmarkt verzeichnen. Im Flusssegment waren es 840.000 gebuchte Gäste, ebenfalls aus Deutschland. In beiden Segmenten rechnen wir dieses Jahr mit einem deutlichen Marktwachstum. Das zeigt: Die Kreuzfahrt hat sich fest im deutschen Reisemarkt etabliert – und gewinnt weiter an Dynamik. Dabei wird auch deutlich, wie stark die Nachfrage nach entschleunigten, inhaltsreichen Reiseformen steigt – insbesondere bei Flusskreuzfahrten.

Welche Rolle spielen die Reisebüros in diesem Prozess?

Eine sehr große. Sie sind nicht nur unser wichtigster Vertriebskanal, sondern auch Mittler zwischen Reiz und Buchung. Wenn ein Reisebüro weiß, dass ein Kunde sich für Wein, Gourmetküche oder Musik interessiert, kann es ihm gezielt eine passende Themenreise vorschlagen. Diese persönliche Beratung ist durch nichts zu ersetzen – und umgekehrt helfen unsere Formate den Büros, Kunden zu binden.

Ein wichtiger Wachstumsfaktor ist sicher auch die Flotte. Gibt es hier Neuigkeiten?

Ja, wir haben 2025 unser neues Schiff CELINA in Dienst gestellt – ein modernes Flussschiff mit starker Positionierung im Bereich Genuss- und Themenreisen. Die CELINA wurde vom Markt hervorragend angenommen. Ihre Routen und Bordformate ergänzen unser Portfolio optimal und ermöglichen es uns, zusätzliche Kapazitäten bereitzustellen – was bei der aktuellen Nachfrage entscheidend ist. Die Einführung der CELINA stärkt insbesondere unser Angebot im gehobenen Segment.

Hat sich das Buchungsverhalten zuletzt verändert?

Erfreulicherweise ja: Es wird wieder früher gebucht. Das gibt uns mehr Planungssicherheit – und schützt vor unnötigen Rabatten in der späten Vermarktung. Denn wie in der Hotellerie gilt auch bei Kreuzfahrten: Denn Kreuzfahrten sind verderbliche Ware – was nicht verkauft ist, ist verloren. Deshalb sind Frühbucher für uns sehr wichtig.

Wie wichtig ist dabei die Neukundengewinnung für Sie?

Sie ist essenziell. Wir wachsen jährlich um rund 20 Prozent. Um das Niveau zu halten, müssen wir nicht nur unsere Bestandskunden halten, sondern auch jedes Jahr Tausende neue Gäste gewinnen. Das gelingt uns besonders gut über Themen- und Eventreisen. Sie holen Menschen an Bord, die bislang noch nie eine Flusskreuzfahrt gemacht haben – aber eine latente Affinität dazu haben. Über Kulinarik, Musik oder bestimmten Kulturerlebnissen werden diese Kunden dann aktiviert.

Wie funktioniert dieser „Aktivierungsreiz“?

Wer zum Beispiel gerne klassische Musik hört, aber das nie mit Flusskreuzfahrt in Verbindung gebracht hat, wird plötzlich aufmerksam, wenn wir eine Musikreise oder ein Event wie das Basel Tattoo in unser Programm aufnehmen. Der Special Interest ist dann der Impuls, der jemanden von außen hineinzieht. So entstehen Erstbucher. Und genau deshalb denken wir uns ständig neue Reisen und Formate aus.

Was tut Nicko Cruises in puncto Nachhaltigkeit?

Wir setzen z.B. HVO100 ein – ein umweltfreundlicher Kraftstoff aus recycelten Altfetten. Damit reduzieren wir unseren CO2-Fußabdruck. Für diese und andere Maßnahmen haben unsere Rheinschiffe den Green Award in Silber erhalten, der uns Zugang zu Häfen wie Amsterdam ermöglicht. Aber auch soziale Nachhaltigkeit ist uns wichtig – etwa mit dem neuen Siegel „Fair Cruise Work“, das faire Arbeitsbedingungen auf dem Fluss sichtbar macht.

Wie hoch ist das Nachhaltigkeitsbewusstsein bei Ihren Gästen?

Ökologische Themen sind präsent – aber unsere Gäste legen oft noch größeren Wert auf soziale Fairness: Wie wird an Bord gearbeitet, wie sieht die Bezahlung aus? Das nehmen wir sehr ernst. Gleichzeitig müssen wir bei allen Nachhaltigkeitszielen marktfähig bleiben. Deshalb verbinden wir Investitionen in Umweltstandards mit emotionalen Reiseerlebnissen.

Abschließend gefragt: Was wünschen Sie sich für die weitere Saison?

Dass die Reiselust bleibt – und dass viele neue Gäste sich auf das Abenteuer Flusskreuzfahrt einlassen. Es ist ein sanftes, genussvolles Reisen – und mit unseren Themenreisen möchten wir zeigen, wie vielseitig und modern diese Form des Reisens ist.

Danke fürs Gespräch!

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