„Das Land hat sich nicht verändert – nur die Schlagzeilen“
Canusa-Chef Tilo Krause-Dünow über USA-Tourismus in Trump-Zeiten, politische Wahrnehmung und warum Kalifornien für ihn immer ein Sehnsuchtsort bleiben wird.
Reisen in die USA – trotz oder gerade wegen der politischen Schlagzeilen? Canusa-Gründer Tilo Krause-Dünow, einer der profiliertesten Nordamerika-Kenner Deutschlands, berichtet im Interview von seinen jüngsten Eindrücken aus Kalifornien, den Buchungstrends für 2025 und dem Umgang mit Vorurteilen. Ein Gespräch über Fakten, Gefühle und die Kraft des Reisens als Brücke zwischen Menschen – unabhängig von Politik.
Herr Krause-Dünow, Sie waren gerade wieder in den USA unterwegs. Wie haben Sie das Land diesmal erlebt? Ich war zuletzt in Kalifornien, unter anderem in San Francisco und zum Skifahren am Lake Tahoe. Und ehrlich gesagt: Von den politischen Diskussionen, wie sie hier in Europa oft geführt werden, bekommt man dort vor Ort kaum etwas mit. Man reist durch diese beeindruckende Landschaft, hört kalifornische Musik, fährt auf perfekten Highways – und ist einfach nur da. Was mir diesmal besonders aufgefallen ist: Die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen. Sobald ich erwähnt habe, dass ich aus Deutschland komme, waren viele noch interessierter als früher. Fast so, als wollten sie ein Gegengewicht zu dem setzen, was politisch gerade passiert.
Trotzdem ist das politische Klima angespannt – auch in den Medien. Spürt man das als Reisender? Natürlich sind die USA ein tief gespaltenes Land, und Trump sorgt mit seiner Rhetorik weiterhin für Polarisierung. Aber ich habe persönlich keine negativen Erfahrungen gemacht – im Gegenteil. Die Amerikaner, mit denen ich gesprochen habe, wirken oft selbst genervt von der politischen Dauererregung. In unserem touristischen Netzwerk zum Beispiel sind fast alle Partner Demokraten. Viele distanzieren sich deutlich von Trump. Und wer als Reisender nicht gezielt danach fragt, wird mit der Politik kaum in Berührung kommen.
Wie wirkt sich das politische Klima auf die Nachfrage aus? Gibt es Zurückhaltung bei den Buchungen? Im März und April hatten wir etwa zehn Prozent weniger Anfragen als im Vorjahr. Das ist aber nicht dramatisch. Spannend ist: Die Realisierungsquote – also der Anteil der Anfragen, die tatsächlich zu Buchungen führen – ist gestiegen. Die Menschen, die sich aktuell mit USA-Reisen beschäftigen, meinen es ernst. Insgesamt haben wir rund 80 Prozent des erwarteten Volumens für 2025 schon im Kasten.
Wie entwickeln sich die Preise für USA-Reisen? Im Moment sehr kundenfreundlich. Der US-Dollar ist aktuell über zehn Prozent schwächer als im Vorjahr. Außerdem agieren die Airlines preissensibel und reduzieren ihre Tarife. Das wirkt sich direkt auf unsere Kalkulationen aus. Die Preise für 2025 sind deshalb auf einem sehr attraktiven Niveau – und das bleibt auch so, weil wir mit Festpreisen arbeiten. Wenn der Dollar wieder anzieht oder sich Steuern ändern, betrifft das nur neue Buchungen, nicht die bereits bestätigten.
Wie sieht es mit Alternativen zur USA aus – zum Beispiel Kanada? Kanada hat in den letzten Jahren stark aufgeholt. Seit dem Ende der Pandemie sehen wir jedes Jahr zweistellige Wachstumsraten. In letzter Zeit hatten wir sogar 20 bis 25 Prozent mehr Kanada-Buchungen in bestimmten Monaten. Das ist beachtlich, aber natürlich noch weit von den USA-Zahlen entfernt. Die USA bleiben unser Hauptziel. Trotzdem: Kanada punktet mit moderner Vermarktung, günstigerem Dollar und sympathischer Politik. Das kommt gut an, besonders bei jüngeren Reisenden.
Gibt es derzeit Kapazitätsprobleme bei Reisen nach Nordamerika? Bei Wohnmobilen, Hotels und Mietwagen profitieren wir aktuell von besseren Kapazitäten, weil weniger Kanadier in die USA reisen. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind angespannt, das wirkt sich auch auf den Tourismus aus. In Kanada gibt es inzwischen sogar Apps, mit denen Konsumenten gezielt amerikanische Produkte meiden.
Manche Menschen fragen sich, ob Reisen in autoritär regierte Länder noch vertretbar sind. Was sagen Sie dazu – speziell mit Blick auf die USA unter Trump? Ich habe schon während Trumps erster Amtszeit gesagt: Reisen ist unpolitisch. Diese Haltung hat sich für mich bestätigt. Als Reisender habe ich keinen direkten Kontakt zur Regierung. Ich treffe Menschen, erlebe Natur und Kultur. Politik spielt da kaum eine Rolle. Wir bekommen kaum negative Rückmeldungen. Im Gegenteil – die allermeisten Kunden sind begeistert.
Trotzdem gab es zuletzt in deutschen Medien Berichte über schwierige Einreisen – auch für Deutsche. Ist da was dran? Das wird überdramatisiert. Ich bin in den letzten Monaten zweimal eingereist – beide Male mit MPC (Mobile Passport Control). Ich war jeweils in zehn Sekunden durch. Die Immigration-Officer sieht man da kaum noch. Das System funktioniert sensationell gut. Natürlich kann es Einzelfälle geben, in denen etwas schiefgeht, aber bei 500 Flügen pro Woche aus Deutschland in die USA muss man die Relation wahren. Wir hören fast ausschließlich positives Feedback.
Was sagen Sie Kunden, die bewusst nicht mehr in die USA reisen wollen – wegen Trump oder aus politischem Protest? Solche Kunden sind selten. Wer diese Haltung vertritt, kommt meistens gar nicht erst zu uns. Aber wenn doch, dann versuche ich zu vermitteln: Das Land ist nicht Trump. Die Menschen sind nicht Trump. Die Natur ist nicht Trump. Reisen hilft, den Unterschied zu erleben. Viele merken dann, dass ihre Vorbehalte sich nicht bewahrheiten. Und es wäre doch schade, ein Land wie die USA zu meiden, nur weil einem die Regierung nicht passt. Sonst dürften wir in viele Länder der Welt gar nicht mehr reisen.