Porträt Tilo Krause-Dünow

»Es bedarf einer gewissen Naivität, ein Unternehmen zu gründen«

Vom Traum zur Reise: Mit diesem Versprechen gründete Tilo Krause-Dünow vor 40 Jahren CANUSA Touristik mit Hauptsitz in Hamburg. Heute ist der mittelständische Spezialist mit 150 Mitarbeitern der führende Anbieter für Nordamerika-Reisen. TEXT: Iris Quirin

»Es bedarf einer gewissen Naivität, ein Unternehmen zu gründen«
Credits: Canusa
Sich mit Tilo Krause-Dünow zu verabreden, ist gar nicht so einfach, der CANUSA-Gründer ist schwer zu fassen. Der große, schlanke Mann mit dem angegrauten Haar und dem stets schelmisch anmutenden Lächeln im gebräunten Gesicht ist fast immer unterwegs. Und das nicht nur beruflich. Reisen ist auch seine Leidenschaft, und wenn es nur nach Föhr geht, wo er ein Haus hat und gerne Golf spielt. Am liebsten, wen wundert es, reist er durch die USA, wie im Mai nach Hawaii oder Anfang Juni, nach der Reisemesse RVC Canada in Québec, gemeinsam mit zehn Mitarbeitern und Reiseberatern auf einem FAM-Trip mit dem Wohnmobil von Vancouver nach Calgary.

 
 
Am zweitliebsten ist der Gründer, Inhaber und CEO von CANUSA Touristik, dem größten Reiseveranstalter für Nordamerika, sicherlich im „Museum“. So nennt sein Sohn Timmo, designierter Nachfolger und Chief Information Officer in der Geschäftsleitung des Familienunternehmens, augenzwinkernd das Büro seines Vaters. Es heißt „Museum“, weil die Wände und Regale voller Erinnerungen der in diesem Jahr 40-jährigen Geschichte des Unternehmens sind.
 


An den Wänden befinden sich Foto-Collagen von Reisen in den Anfangsjahren – Touren in die Städte Nordamerikas von New Orleans über Toronto bis Vancouver. Dazwischen gibt es Bilder von den berühmt-berüchtigten, jährlich stattfindenden Mitarbeitertreffen, die den besonderen CANUSA-Spirit vertiefen. Bestimmt hängt dort inzwischen auch eine Collage des Treffens Anfang Mai am neuen Standort in Frankfurt. „Ein feucht-fröhliches Wochenende“, wie Krause-Dünow lachend erzählt.
 
Dieser besondere Zusammenhalt im CANUSA-Team macht sich auch im sozialen Engagement des Unternehmens bemerkbar: So unterstützen die Azubis den gemeinnützigen Verein Hanseatic Help in Hamburg, nehmen Kleiderspenden an, sortieren sie und leiten alles an mehr als 300 Einrichtungen für Menschen in Notlagen weiter. „Wir unterstützen mit jeder Buchung eine Gruppe von Hamburgern, die wöchentlich nach Warschau fährt, und den Migranten aus der Ukraine hilft. Das liegt mir sehr am Herzen“, sagt der Gründer.

Immer am Puls der Zeit
Von dem 1999 bezogenen und 2018 renovierten Standort in Hamburg-Wandsbek steuert Krause-Dünow mit einem erfahrenen Team die Geschicke von CANUSA. Von hier aus werden Partnerschaften in Nordamerika gepflegt und unvergessliche Reisen für die Kunden entworfen. Der Chef war und ist stets am Puls der Zeit, um sein Geschäft effizienter zu machen und mehr Zeit für seine Kunden zu haben. Ein Blick ins „Museum“ offenbart auch allerlei Technik: Hier steht ein Olivetti-Schreibautomat aus den 1980er-Jahren, der einzelne Sätze für die Angebotserstellung speichern konnte, dort eine handgroße Frankiermaschine, mit der jede Katalogsendung für den Versand mit der Post vorbereitet wurde. Und besonders stolz ist er auf den ersten Apple Macintosh-Computer und einen Palm-Handheld (elektronischer Organizer) aus den 1990er-Jahren, dem Vorläufer der Smartphones. Damit konnte er auch unterwegs seinen Kalender pflegen und wichtige Informationen notieren, erzählt er.
 
Optimistisch in die Zukunft
Längst ist CANUSA mit seinen Niederlassungen, Partnern und Leistungsträgern in Nordamerika via Internet vernetzt. Heute läutet sein Sohn Timmo die IT-Zukunft von CANUSA ein, unterstützt von 17 Mitarbeitern externer Agenturen, die für CANUSA maßgeschneiderte Software entwickeln. Die Website zählt heute zu den innovativsten der Branche. „Wir automatisieren da, wo wir Zeitersparnis schaffen können, um unsere Kunden individuell und intensiv zu beraten“, sagt der Gründer.
 
Dabei soll auch künftig der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) helfen. „Aber die Beratung wird weiterhin persönlich durch unsere Mitarbeiter erfolgen“, ist er überzeugt. Der CANUSA-Gründer wirkt stets gut gelaunt und optimistisch, ein Mann, der trotz der Herausforderungen – gerade auch zu Corona-Zeiten – lieber positiv in die Zukunft schaut, anstatt die Segel zu streichen: „2020 mussten wir leider Mitarbeiter entlassen. Das war ein schmerzlicher Prozess“, räumt er ein. Krisen habe es viele gegeben in den letzten 40 Jahren, etwa Umsatzeinbrüche durch 9/11 oder den durch US-Präsident George W. Bush losgetretenen Irak-Krieg, die sich dramatisch auf die Buchungslage im Urlaubsland USA auswirkten. Aber zwei Jahre ohne Umsatz durch die Pandemie – das war schon eine ganz andere Nummer. Dank der Unterstützung durch das Wirtschaftsministerium konnte das Unternehmen die Krise meistern.
 
Das ist zum Glück Vergangenheit. Heute brummt das Geschäft wieder und war schon im vergangenen Jahr auf Vor-Pandemie-Niveau. Urlaub in den USA und Kanada ist beliebt wie zuvor, und einige der damals entlassenen Mitarbeiter sind zurückgekehrt, andere wurden neu eingestellt. „Wir sind eine tolle Truppe!“, stellt der Gründer stolz fest und freut sich, dass seine mittlerweile rund 150 Mitarbeiter an sieben Standorten in ganz Deutschland mit Spaß bei der Arbeit sind. Er schätzt den Umgang mit der jungen Generation, die sich sichtlich wohl fühlt bei ihrem Arbeitgeber und ihren Chef als „fordernd, aber fair“ beschreibt.
 
Die Anfänge in Kiel
Als Krause-Dünow selbst im Alter seiner jungen Mitarbeiter war, absolvierte er sein BWL-Studium an der Uni Kiel und reiste ausgiebig durch British Columbia, Alberta und das südliche Alaska. „In der Touristik wollte ich von Anfang an arbeiten, aber mir schwebte ein Marketingjob in einem Hotel vor“, erzählt er. Es kam anders: Statt in einem Hotel heuerte er bei einem Veranstalter an und beschloss 1983, sein eigenes Unternehmen zu gründen. Damals hieß es noch „CANAM Touristik“. Aus rechtlichen Gründen musst er den Namen ändern, so entstand „CANUSA Touristik“.
 
Gleichzeitig mit dem Hamburger Büro eröffnete Krause-Dünow eine Niederlassung in München. „Anfangs gab es zwei Kataloge mit je vier Seiten: einen Wohnmobilkatalog und einen Katalog für Busreisen“, erinnert er sich. Jede Buchung erforderte damals viel Handarbeit. Im ersten Reservierungsbuch, auch ein Exponat im CANUSA-„Mu-seum“, ist noch handschriftlich zu lesen, dass der erste Kunde eine Reise für 6.375 DM buchte. Heute haben mehr als eine halbe Million Urlauber ihre Nordamerikareise bei CANUSA gebucht. Die Telefonnummern seiner Kontakte von Hawaii bis Alaska, von Florida bis nach Vancouver und von Halifax bis nach New York hat Krause-Dünow auch noch zur Hand. Fein säuberlich sind sie in einem dicken, roten Adressbuch notiert.
 
Mit Flexibilität zum Erfolg
Was CANUSA besonders und damit auch erfolgreich macht, ist die Flexibilität: „Diese betrifft nicht nur die Reiseverläufe, sondern auch die Zusammensetzung der Reise“, erklärt Krause-Dünow. „Ob der Flug dabei ist oder nicht, ob ein Mietwagen über uns gebucht wird oder nicht, ob alle Hotels über uns gebucht werden oder nicht: Wir stellen alles nach dem Wunsch des Kunden zusammen. Und das ist eigentlich das, was die Spezialität von CANUSA ausmacht“, sagt er. Dabei geben die Mitarbeiter ihren Kunden auch wertvolles Insiderwissen weiter, das sie auf eigenen Reisen nach Nordamerika – wie gerade mit dem Wohnmobil von Vancouver nach Calgary – gesammelt haben.
 
Umfangreiches Netzwerk
Und natürlich trägt zum Erfolg auch die gute und nunmehr vier Jahrzehnte lange Vernetzung des Gründers zu den Destina-tionen und deren Repräsentanzen bei. „Es ist unglaublich wichtig, hier in Deutschland mit Partnern zusammenzuarbeiten, die den Markt kennen, und das wiederum ihren Vertragspartnern oder Auftraggebern in den USA und Kanada weitergeben“, sagt er.
 
Noch heute stellt CANUSA sein Angebot in speziellen Katalogen vor, auch wenn aus den beiden Wohnmobil- und Busreisenkatalogen inzwischen neun geworden sind. Unter anderem bietet CANUSA auch Städtereisen sowie Ski- und Kreuzfahrten in Nordamerika an. Trotz der bescheidenen Anfänge erinnert sich Krause-Dünow gerne an die Gründungsjahre. Im Rückblick ist seine Analyse nüchtern: „Es bedarf einer gewissen Naivität, ein Unternehmen zu gründen“, sagt er unverblümt. „Wenn ich gewusst hätte, was auf mich in den 40 Jahren zukommt, hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht. Aber man wächst ja mit seinen Aufgaben und auch mit dem Risiko“, räumt er ein. „Rückblickend habe ich fast alles richtig gemacht“, freut er sich.

 
 
Und was sind nach den erfolgreichen vier Jahrzehnten, sieben US-Präsidenten und acht kanadischen Premierministern seine Pläne für die kommenden zehn Jahre? „Jedes Jahr feiern“, lacht er. „Ich bin nicht der Typ, der lange im Voraus plant. Doch eins wird bleiben: Wir werden weiterhin der anerkannte Spezialist für Nordamerika sein!“, sagt er und fügt hinzu: „In zehn Jahren, zu unserem 50. Jubiläum, werde entweder ich oder mein Sohn wieder über die Geschichte von CANUSA sprechen!“
 
https://www.canusa.de/