Vier Themenfelder

Sabre-Umfrage auf der ITB zeigt Branchentrends

Sabre hat auf dem ITB-Kongress eine Live-Abstimmung durchgeführt. Die Ergebnisse bieten einen Einblick in die aktuelle Stimmung der Branche.

Sabre-Umfrage auf der ITB zeigt Branchentrends
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Sabre hat auf dem ITB-Kongress eine Live-Abstimmung durchgeführt. Scott Wilson, President von Sabre Hospitality, beleuchtete vier zentrale Themen rund um Vertrieb, Personalisierung, Künstliche Intelligenz (KI) und Nachhaltigkeit in der Touristik. Die Ergebnisse bieten einen Einblick in die aktuelle Stimmung der Branche zu einigen der wichtigsten Entwicklungen im Reisemarkt.

Der indirekte Vertrieb bleibt unverzichtbar: 72 Prozent sehen sowohl direkte als auch indirekte Vertriebskanäle als notwendig. Scott Wilson betonte, dass die Reisebranche immer komplexer wird, die Konsumenten sich aber nicht mit dieser Komplexität auseinandersetzen wollen. Sie erwarten einfache, bequeme und vertrauenswürdige Buchungsoptionen. Doch diese Erwartungen werden laut Wilson derzeit kaum erfüllt: Eine Expedia-Studie von 2024 hat ergeben, dass Reisende bis zu 277 Seiten besuchen, bevor sie eine Buchung abschließen, ein deutliches Zeichen für mangelndes Vertrauen in die bestehenden Angebote. Wilson betonte, dass die Lösung nicht sein kann, Reisende auf direkte Buchungskanäle zu beschränken, sondern darin, ihnen relevante und intelligente Wahlmöglichkeiten zu bieten, unabhängig davon, wo sie buchen möchten.

Personalisierung bleibt eine Herausforderung: 49 Prozent der Teilnehmer stimmten zu, dass die Branche Schwierigkeiten hat, Personalisierung im großen Maßstab umzusetzen, während 51 Prozent dies nicht so sahen. Wilson erklärte, dass breite Segmentierung zwar für allgemeine Zielgruppen funktioniere, aber individuelle Vorlieben, Kontexte und Echtzeit-Intentionen nur unzureichend berücksichtige. Verbraucher erwarten digitale Erlebnisse, die sich dynamisch anpassen. Doch selbst große Streaming- und E-Commerce-Plattformen hätten Schwierigkeiten, subtile Veränderungen im Nutzerverhalten zu erkennen. Statt wirklich personalisierte Erlebnisse zu bieten, verstärkten sie oft nur bekannte Muster. Wilson betonte, dass KI hier eine enorme Chance biete. Mit KI-gestützten Lösungen könnten Unternehmen über traditionelle Segmentierungsmodelle hinausgehen und eine vorausschauende, wirklich personalisierte Reiseplanung realisieren.

KI ist keine Zukunftsmusik, sie ist jetzt entscheidend: 65 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass Unternehmen, die KI nicht innerhalb der nächsten drei Jahre einführen, Wettbewerbsfähigkeit einbüßen werden. Wilson betonte, dass KI bereits in zwei Bereichen erheblichen Mehrwert schaffe: sichtbar für Verbraucher durch digitale Assistenten und besser werdende Personalisierung sowie im Hintergrund durch optimierte Abläufe, Logistik und Automatisierung.

Nachhaltigkeit ist wichtig, aber nur, solange sie nichts kostet: 90 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass Reisende Nachhaltigkeit zwar für wichtig halten, aber nicht bereit sind, dafür mehr zu zahlen. Wilson wies darauf hin, dass es eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach nachhaltigem Reisen und dem tatsächlichen Buchungsverhalten gibt. Nur 6 bis 13 Prozent beziehen Nachhaltigkeit tatsächlich in ihre Buchungsentscheidungen ein. Sobald nachhaltige Optionen mit höheren Kosten oder zusätzlichem Aufwand verbunden sind, entscheiden sich die meisten für den bequemeren Weg. Wilson betonte, dass Reisende nicht mehr Auswahlmöglichkeiten bräuchten, sondern bessere. Nachhaltigkeit funktioniere am besten, wenn sie nahtlos in das Reiseerlebnis integriert sei, anstatt als zusätzliche Entscheidung präsentiert zu werden.

„Die Ergebnisse liefern ein klares Bild davon, wo die Reisebranche aktuell steht“, sagte Wilson. „Die Umfrage auf der ITB zeigt: Der indirekte Vertrieb bleibt essenziell, doch das Vertrauen der Reisenden muss gestärkt werden. Personalisierung bleibt eine Herausforderung, weil viele Unternehmen über klassische Segmentierung nicht hinauskommen. KI ist längst keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit. Ihre schnelle Verbreitung wird den Wettbewerb in der Touristik grundlegend verändern. Die Nachhaltigkeitsdebatte zeigt deutlich: Der Preis bleibt das wichtigste Kriterium. Nachhaltigkeit darf keine Zusatzoption sein. Sie muss fester Bestandteil des Reiseerlebnisses sein, wenn wir eine echte Verhaltensänderung erreichen wollen.“