800.000 Sitze gestrichen

Ryanair zieht sich weiter aus Deutschland zurück

Wegen hoher Steuern und Gebühren reduziert Ryanair sein Deutschland-Angebot deutlich. Betroffen sind neun Airports, darunter Berlin und Hamburg. Der Billigflieger kritisiert die Bundesregierung scharf und fordert niedrigere Zugangskosten.

Ryanair zieht sich weiter aus Deutschland zurück
Ryanair streicht im Winter 800.000 Sitze auf Deutschland-Strecken. Foto: iStock/Nimdamer
Der irische Low-Cost-Carrier Ryanair reduziert im Winter 2025 seine Kapazität in Deutschland um mehr als 800.000 Sitze und streicht 24 Strecken an neun Flughäfen, darunter Berlin, Hamburg und Memmingen. Die Basen in Dortmund, Dresden und Leipzig bleiben geschlossen. Damit liegt das Deutschland-Angebot unter dem Niveau des Vorjahreswinters.

Die Fluggesellschaft begründet den Schritt mit den hohen Zugangskosten an deutschen Flughäfen. Diese ergäben sich unter anderem aus der seit Mai 2024 erhöhten Luftverkehrssteuer sowie gestiegenen Gebühren für Flugsicherung, Sicherheit und Flughäfen. 

In Irland, Spanien oder Polen entfalle die Luftverkehrssteuer vollständig, andere Länder wie Schweden, Ungarn oder Regionen Italiens hätten sie reduziert. Deutschland hingegen, so das Ryanair-Argument, habe sich im Vergleich zu anderen EU-Staaten als weniger wettbewerbsfähig erwiesen. 

„Es ist äußerst enttäuschend, dass die neu gewählte deutsche Bundesregierung ihr Versprechen, die schädliche Luftverkehrssteuer und die enorm hohen Zugangskosten zu senken, die Deutschlands Luftfahrtsektor massiv belasten, bereits gebrochen hat“, beklagt Marketing-Chef Dara Brady. Infolgedessen bleibe Ryanair keine andere Wahl als die angekündigten Kürzungen. Ryanair verweist in diesem Zusammenhang auch darauf, dass der deutsche Luftverkehrsmarkt im europäischen Vergleich mit 88 Prozent des Vorkrisenvolumens zu den Märkten mit der schwächsten Erholung zähle. 

Die Airline appelliert explizit an den deutschen Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder, „dringend Maßnahmen zu ergreifen, um das angeschlagene deutsche Luftverkehrssystem zu sanieren“. Die hohen Kosten – in Kombination mit Lufthansas Hochpreis-Monopol“, so Brady – würden deutsche Reisende zwingen, „die höchsten Flugpreise Europas zu zahlen“.

Bei einer Besserung der für Ryanair inakzeptablen Lage, stellt der Konzern umfangreiche Investitionen in Deutschland in Aussicht: Denkbar würden dann etwa die Stationierung von 30 zusätzlichen Flugzeugen an deutschen Flughäfen und infolge die Schaffung von mehr als 1.000 neuen Arbeitsplätzen. „Über drei Milliarden US-Dollar“, so die Rechnung von Ryanair, könnten der deutschen Wirtschaft winken, wenn die Regierung mitspiele.