Raiffeisen Touristik Group

RTG verschlankt Führung – mehr Tempo und Marktnähe

Die Raiffeisen Touristik Group (RTG) geht in die Offensive: Angesichts wachsender Herausforderungen im touristischen Markt strafft die Kooperation ihre Führungsstruktur und setzt auf klare Zuständigkeiten. sonnenklar.TV wird zum zentralen Vertriebstool, KI soll Prozesse verschlanken und europaweite Präsenz das Wachstum sichern. Das Credo: groß denken, flexibel handeln.

RTG verschlankt Führung – mehr Tempo und Marktnähe
Die zentralen Akteure bei Raiffeisen Touristik: Thomas Bösl, Lars Helmreich, Christoph Rische und Hauke Moll. Foto: RTG
Die Raiffeisen Touristik Group (RTG) stellt sich neu auf – nicht aus organisatorischem Selbstzweck, sondern aus strategischer Notwendigkeit. Angesichts wachsender Herausforderungen im touristischen Vertrieb will Europas größte Reisebürokooperation Entscheidungswege verkürzen, Synergien besser ausschöpfen und ihre Position im Markt weiter stärken. „Der primäre Grund, warum wir diese Straffung angehen und jetzt zu dem Zeitpunkt auch umsetzen, ist, dass wir sehr viel Veränderung in der Branche gerade erleben und noch vor uns haben“, erklärt RTG-Geschäftsleiter Thomas Bösl im Gespräch mit TRVL COUNTER.

Diese Veränderungen reichen von einer schwächeren Konjunktur und Konsolidierungen bei großen Veranstaltern bis hin zu rasant fortschreitender Technologie und einem deutlich härteren Wettbewerb. „Unsere Währung ist Umsatz, und der ist zuletzt zwar gestiegen, aber stark durch Preissteigerungen getrieben, nicht durch wachsende Kundenzahlen. Das Kauf- und Buchungsverhalten verändert sich spürbar.“

Klare Strukturen, kurze Wege

Künftig soll die Holding-Gesellschaft RTG eine deutlich stärkere Steuerungs- und Koordinierungsrolle übernehmen. Dazu wird die Führungsstruktur gestrafft: Thomas Bösl und Lars Helmreich übernehmen ab dem neuen Geschäftsjahr die operative Führung der Raiffeisen-Tours RT-Reisen GmbH. Zudem wurde Bösl zum Vorstandsvorsitzenden der rtk international S.A. ernannt. Christoph Resche verantwortet weiterhin die Finanzen der Holding.

„Unsere Reisebüropartner stehen in einem hochdynamischen Umfeld zwischen Mehraufwänden und neuen Wettbewerbern. Zur Verbesserung ihrer Wirtschaftlichkeit brauchen sie schnelle Entscheidungswege, klare Ansprechpartner und praxisnahe Lösungen“, betont Bösl. Die neue Struktur soll genau das ermöglichen.

Ein zentrales Element ist die Stärkung des Bereichs Marketing & Einkauf. Künftig leiten Hauke Moll und Dennis Conrads diesen strategisch wichtigen Zukunftsbereich gemeinsam, um Einkauf, Marketing und Vertrieb noch enger miteinander zu verzahnen. Moll bleibt zusätzlich Geschäftsführer der TVG. „Mit einer strafferen Führungsstruktur stellen wir sicher, dass die Größe, Flexibilität, Innovationskraft und unser internationales Netzwerk noch effektiver als bisher zum Einsatz kommen“, so Bösl.

sonnenklar.TV rückt ins Zentrum der Gruppe

Eine der Schlüsselrollen in der Neuausrichtung spielt onnenklar.TV, das künftig enger in die Prozesse und Strukturen der RTG eingebunden wird. Die Medien- und Vertriebseinheit soll gruppenweite Synergien heben und die Sichtbarkeit der Marken im Markt erhöhen. „Wir haben mit sonnenklar.TV ein Instrument in der Hand, das Reichweite, Emotion und Vertrieb vereint. Das wollen wir künftig noch viel konsequenter nutzen“, kündigt Bösl an.

sonnenklar.TV war zuvor operativ bei FTI angesiedelt. Seit einem Jahr liegt die Verantwortung vollständig bei der RTG – ein Schritt, der laut Bösl bereits Wirkung zeigt: „Wenn sonnenklar.TV eine Aktion zu Griechenland startet, können wir diese Impulse für unser gesamtes Vertriebsnetz nutzen – von Deutschland bis Belgien und Rumänien.“

Wachstum über Grenzen hinweg

RTG ist längst kein rein deutsches Vertriebsnetz mehr. Die Gruppe betreibt rund 190 eigene Filialen und hat in den vergangenen Jahren stark in die internationale Expansion investiert: Luxemburg, Österreich, Schweiz, Belgien und Rumänien sind bereits Teil des Netzes. Mit der Beteiligung bei TourCom ist RTG nun auch in Frankreich – einem der wichtigsten europäischen Quellmärkte – präsent.

Im Juni 2025 hat die rtk international 34 Prozent der Anteile an TourCom, einem der führenden Anbieter im französichen Reisebürovertrieb übernommen. Damit wuchs das Netzwerk der rtk auf kanpp 3.900 Reisebüros mit einem konsolidierten Jahresumsatz von nahezu sechs Milliarden Euro. 

„Diese internationalen Märkte zu besetzen, ist uns extrem wichtig. Zum einen, um Standorte zu sichern, aber auch um Umsatz zu bündeln“, sagt Bösl. „Wir wollen die Schlagkraft unserer internationalen Präsenz viel stärker nutzen – auch in Richtung Zielgebiete und Destinationen.“ Die Kombination aus starker Vertriebsbasis und europäischer Reichweite sei ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

Reaktion auf veränderten Wettbewerb

Die Branche verändert sich – und mit ihr die Konkurrenz. Klassische Veranstalter sieht Bösl nicht als Gegner. Vielmehr verschieben Plattformen wie Booking, Airbnb und zunehmend auch Airlines, die selbst Pauschalreisen verkaufen, die Kräfteverhältnisse im Markt.

„Unser Wettbewerb liegt stark im internationalen Online-Bereich“, stellt Bösl fest. „Die Airlines entdecken den Tourismus für sich, Plattformen haben Reichweite und technologische Schlagkraft. Wir müssen deshalb schnell, groß und flexibel sein.“

RTG setzt auf ein Gegenmodell: Die Organisation will die Vorteile eines großen Konzerns mit der Beweglichkeit eines Start-ups verbinden. „Ich bin überzeugt, das Erfolgsrezept wird heißen: groß und flexibel. Unser USP ist, dass wir ganz kurze Wege haben“, sagt Bösl. „Wir finden das heute gut – und morgen setzen wir das um.“

Technologie und KI als Treiber

Ein zentraler Faktor dieser Transformation ist die Technologie – allen voran Künstliche Intelligenz. „Technik wird immer schneller, immer intensiver, nimmt immer mehr Einfluss auf das Daily Life unserer Verbraucher und unserer Kunden“, beobachtet Bösl. KI werde das Buchungsverhalten grundlegend verändern: Reisende werden künftig noch besser informiert und vergleichen Angebote in Echtzeit.

Bösl sieht darin aber nicht nur Bedrohung, sondern Chancen: „KI kann Reisebüros administrativ entlasten und die Beratung stärken. Was heute viel Zeit frisst, kann künftig automatisiert werden. Das schafft Raum für das, was uns als Vertrieb starkmacht: Nähe zum Kunden und persönliche Beratung.“

Mit Tempo in die Zukunft

RTG will seine Rolle als führende Vertriebsorganisation in Europa ausbauen, mit internationaler Reichweite, einer starken Marke und einem klaren Bekenntnis zu Tempo und Flexibilität. RTG sieht sich als europäischer Vertriebsverbund „nicht als träges Containerschiff, sondern als Schnellboot“, wie Bösl es formuliert. Die Kombination aus Marktmacht und Beweglichkeit soll die Gruppe fit machen für die Herausforderungen der nächsten Jahre.
 
RTG ist die größte Reisebürokooperation Europas und umfasst rund 3.900 Reisebüros mit einem Umsatz von knapp sechs Milliarden Euro. Die Holding mit Sitz in Altötting vereint mehrere Marken und Beteiligungen unter einem Dach und agiert zunehmend europäisch. Die strategische Neuausrichtung markiert den nächsten Schritt auf diesem Weg.