Ägyptens Tourismusminister

„Tourismus ist mehr als Urlaub“

Staatssekretär Sharif Fatih über die Rolle des Tourismus als Motor für Entwicklung, Nachhaltigkeit – und Ägyptens Zukunft als Reiseziel.

„Tourismus ist mehr als Urlaub“
Foto: DRV / Marcel Kautz
Tourismus ist kein reines Freizeitvergnügen, sondern ein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Schlüsselfaktor. Das betonte Ägyptens Tourismusminister Sharif Fatih beim DRV-Hauptstadtkongress. Er hob die Bedeutung des internationalen Tourismus für Arbeitsplätze, regionale Entwicklung sowie den Schutz von Natur und Kultur hervor – besonders für Ägypten als strategischen Hebel.

Tourismus sei einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige weltweit, so Fatih. Diese Dynamik bringe Herausforderungen, aber auch große Chancen mit sich – ökonomisch, ökologisch und sozial. Zwar habe jeder schon Bilder von überfüllten Sehenswürdigkeiten oder verschmutzten Stränden gesehen, doch gleichzeitig biete Tourismus Millionen Menschen weltweit Einkommen und Zukunftsperspektiven – besonders in wirtschaftlich schwächeren Regionen.

„Jeder zehnte Arbeitsplatz weltweit hängt direkt mit dem Tourismus zusammen – ganz abgesehen von den vielen weiteren Wertschöpfungsebenen“, sagte Fatih. Gerade im globalen Süden habe der Sektor in den vergangenen Jahrzehnten stark an Bedeutung gewonnen. Tourismus schaffe Arbeitsplätze, stärke lokale Wirtschaftskreisläufe und fördere Infrastruktur.

Nachhaltiger Tourismus als Entwicklungsinstrument

Fatih hob die Rolle des nachhaltigen Tourismus hervor. Wenn lokale Gemeinschaften einbezogen würden, könne Tourismus gleichzeitig Natur und Kultur schützen und Armut sowie Ungleichheit abbauen. Ziel sei es, faire Arbeitsbedingungen, bessere Lebensqualität und Teilhabe vor Ort zu schaffen.

Auch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit (BMZ) setze an dieser Stelle an: Sie unterstütze Partnerländer dabei, ihren Tourismussektor krisenfest und zukunftsorientiert aufzustellen. „Tourismus ist ein krisenanfälliger Wirtschaftszweig – umso wichtiger ist seine Widerstandsfähigkeit“, betonte Fatih.

Beispielhafte Projekte weltweit

Fatih verwies auf mehr als 50 laufende Tourismusprojekte, die das BMZ weltweit fördert – oft in enger Zusammenarbeit mit privaten Akteuren.

• In Tunesien wird der nachhaltige Tourismus in weniger bekannten Regionen durch eine Kammer- und Verbändepartnerschaft zwischen dem DRV und dem tunesischen Pendant gestärkt.
• In Armenien, Südafrika und Albanien werden innovative Tourismusansätze, grenzüberschreitende Naturtourismusprojekte und ländliche Entwicklung gefördert.

„Diese Initiativen tragen zur Schaffung von Arbeitsplätzen, zur Stärkung der lokalen Wirtschaft und zum Schutz natürlicher Ressourcen bei“, so Fatih.

Zusammenarbeit als Schlüssel

Fatih erinnerte auch an seine eigene Erfahrung als Bürgermeister einer touristischen Gemeinde in Deutschland. Er habe gelernt, Tourismus nicht als Belastung, sondern als Chance zu sehen. „Tourismus bringt Wertschöpfung, Arbeitsplätze und gesellschaftliche Perspektiven. Die enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft ist entscheidend.“

Bei einem Treffen mit Wirtschaftsvertretern habe man sich darauf verständigt, die Kräfte stärker zu bündeln, um die Potenziale privater Unternehmen gezielter zu nutzen. Der Deutsche Reiseverband (DRV) spiele dabei eine wichtige Rolle, neue Initiativen für nachhaltige Tourismusentwicklung anzustoßen.

Ägypten im Aufwind

Zum Abschluss lenkte Fatih den Blick auf sein eigenes Land: Ägypten, eines der ältesten und bekanntesten Reiseländer der Welt, erlebt derzeit einen starken Nachfrageanstieg. Die Zahl der Besucherinnen und Besucher aus Deutschland wächst deutlich – aber auch neue Quellmärkte wie Osteuropa, Indien und der arabische Raum gewinnen an Bedeutung.

„Ägypten verfügt über ein außergewöhnlich breites touristisches Portfolio – von Sonne und Strand am Roten Meer über Nilkreuzfahrten bis hin zu kulturellen Highlights wie Luxor, Assuan und Kairo mit den Pyramiden von Gizeh. Diese Vielfalt macht unser Land zu einem der attraktivsten Reiseziele weltweit.“

Um die steigende Nachfrage nachhaltig zu steuern, investiert Ägypten in Infrastruktur und Nachhaltigkeit:

• Ausbau und Modernisierung von Flughäfen und Verkehrsanbindungen
• Zertifizierung von Hotels und Resorts nach internationalen Umweltstandards
• Förderung von nachhaltigem Tourismus und neuen Reiseformen jenseits der klassischen Pauschalreise
• Schutz und Erhalt des kulturellen Erbes in Zusammenarbeit mit UNESCO und internationalen Partnern.

„Unser Ziel ist es, nicht nur mehr Gäste zu empfangen, sondern auch verantwortungsvoll zu wachsen – im Einklang mit unserer Kultur, unserer Natur und den Bedürfnissen der Menschen vor Ort“, erklärte Fatih. Dabei spiele auch die Diversifizierung des touristischen Angebots eine Schlüsselrolle: Neben Badeurlaub und Kulturreisen sollen künftig verstärkt Öko- und Aktivtourismus, medizinischer Tourismus sowie MICE-Angebote (Meetings, Incentives, Conferences, Events) gefördert werden.

Verantwortungsvoll wachsen

Fatih betonte, dass Ägypten bewusst den Weg des nachhaltigen Tourismuswachstums gehe – in enger Partnerschaft mit der Privatwirtschaft und internationalen Partnern. „Wir wollen nicht nur ein attraktives Reiseziel sein, sondern auch ein verantwortungsvoller Gastgeber.“ Tourismus sei für Ägypten längst kein Nebenschauplatz mehr, sondern eine strategische Säule der Wirtschaft: Er generiert einen hohen Anteil des Bruttoinlandsprodukts, schafft hunderttausende Arbeitsplätze und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt. „Tourismus ist für uns nicht nur ein Wirtschaftszweig, sondern auch ein Instrument der Verständigung und des kulturellen Austauschs. Wir wollen diese Rolle aktiv gestalten.“