Lange wurde eine Beitragssenkung im Reisesicherungsfonds gefordert, jetzt gibt's grünes Licht aus Berlin. Die Branchen-Verbände sehen darin ein wichtiges Signal – fordern aber weitere Reformen. So auch die Chefs von TUI und Dertour.
Die DRSF-Geschäftsführer Ali Arnaout und Stefan Korsch haben aus Berlin grünes Licht für die Absenkung der Veranstalterbeiträge erhalten. Foto: iStock/tommy
Das Bundesjustizministerium hat einer stufenweisen Senkung der DRSF-Entgelte zur Absicherung von Pauschalreisen zugestimmt. Zum 1. September sollen die Beiträge auf 0,75 Prozent des absicherungspflichtigen Jahresumsatzes gesenkt. Zum 1. November – mit Beginn des neuen Touristikjahres – folgt die Absenkung auf 0,5 Prozent. Das teilt der Deutsche Reiseverband (DRV) mit.
Kritik an der Beitragspolitik hatte es gegeben, weil trotz des hohen Füllstandes im Fonds und dem geringen Insolvenzrisiko bei den verbleibenden großen Veranstaltern, weiterhin hohe Einzahlungen gefordert wurden.
DRV: „Dringend benötigte Entlastung“
„Das ist ein wichtiges Signal für die Reisewirtschaft“, wird DRV-Präsident Norbert Fiebig zitiert. „Wir freuen uns, dass die Aufsichtsbehörde unseren Argumenten, die wir gemeinsam mit dem DRSF wiederholt und nachdrücklich vorgebracht haben, nun mit langem Vorlauf gefolgt ist“. Die Absenkung bringe „erste dringend benötigte Entlastungen für die Reiseveranstalter“, sagt Fiebig und schließt eine Forderung an: „Bei unverändert positiver Finanzlage des DRSF sollten aber zeitnah weitere Absenkungen erfolgen“.
Ziel sei es, die finanziellen Mehrbelastungen der Pauschalreise noch stärker zu reduzieren und damit die Wettbewerbsnachteile gegenüber den individuell gebuchten Reiseleistungen abzusenken.
Mit Blick auf die Herausforderungen der FTI-Insolvenz betont Fiebig: „Der DRSF hat sich auch in schwierigen Zeiten als verlässliches Instrument bewährt und ist nach wie vor finanziell hervorragend aufgestellt. Das Vertrauen in die Absicherung der Pauschalreise bleibt damit absolut gerechtfertigt.“
Forderung nach weiteren Reformen
Zugleich erwartet Fiebig weitere Reformschritte: „Jetzt braucht der Fonds noch mehr Flexibilität – insbesondere bei den zu hinterlegenden Sicherheiten.“ Gemeinsam mit dem DRSF werde sich der DRV weiterhin für einen wettbewerbsneutralen Rahmen und damit für den Erhalt der Urlaubsvielfalt einsetzen.
Auch der Mittelstandsverband ASR, die Allianz Selbständiger Reiseunternehmen, befürwortet die Beitragssenkung. Präsidentin Anke Budde spricht von einem wichtigen Schritt, insbesondere für mittelständische Reiseveranstalter – dem „Rückgrat der deutschen Tourismuswirtschaft“. Als Gesellschafter des DRSF habe sich der ASR aktiv für diese Maßnahme eingesetzt. Positiv sei, dass die über Jahre geleisteten Beiträge der Unternehmen nun zu einer finanziellen Entlastung führten.
Zusätzliche Entlastung gefordert
Nach Einschätzung des ASR bringt die zweistufige Senkung eine planbare Entlastung, würdigt die Aufbauleistung der Branche, stärkt die Attraktivität der Pauschalreise im Wettbewerb und sichert zugleich die Stabilität des Fonds. Der Verband appelliert, diesen Kurs weiter fortzusetzen. „Eine weitere Entlastung der Unternehmen – auch durch zusätzliche Flexibilisierung der gesetzlichen Vorgaben – ist aus unserer Sicht notwendig und mittelfristig erreichbar“, wird Budde zitiert.
TUI-Chef Sebastian Ebel begrüßt die Senkung der Beiträge zum Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF), sieht darin aber nur einen ersten Schritt. Die Entscheidung komme zu spät und falle zu gering aus. Urlauber und Reiseveranstalter seien zu lange mit zu hohen Kosten belastet worden.
TUI kritisiert Justizministerium
Kritik übt der TUI-Chef am Bundesjustizministerium. Einzelne Spitzenbeamte hätten die Umsetzung verzögert und damit Forderungen aus dem Bundestag sowie Vorschläge der DRSF blockiert. Das habe Urlauber und touristische Unternehmen in den vergangenen Monaten Millionen gekostet. Die angesparte Summe im Fonds – laut Ebel über eine Milliarde Euro, davon rund 400 Millionen Euro aus dem TUI-Anteil – stehe nicht für Investitionen zur Verfügung.
Ebel fordert eine grundlegende Reform des Fonds. Die aktuelle Struktur – einschließlich Gesellschaftermodell und Rechtsaufsicht – müsse überprüft werden. Derzeit liege sowohl die Genehmigung der Entgelte als auch die Rechtsaufsicht beim Bundesjustizministerium. Diese Doppelrolle sei kritisch zu sehen. Aus Sicht von TUI sollte der Fonds künftig dem Bundeswirtschaftsministerium unterstellt werden. Ebel: „Tourismus ist Wirtschaft.“
Zudem sei eine neue Anlagestrategie für die Mittel notwendig. Diese müssten Sicherheit und Kapitalwachstum verbinden, da es sich nicht um Steuergelder, sondern um Kundengelder handle.
„Kann erst der Anfang sein“
Dertour-Chef Christoph Debus bewertet die Beitragssenkung gleichsam positiv. Sie sei wirtschaftlich sinnvoll und stärke zugleich das Vertrauen in die Stabilität des Fonds. Noch wichtiger sei das Signal für die Pauschalreise, so Debus. Diese werde von fast der Hälfte der Deutschen gebucht und stehe für Sicherheit und Planbarkeit. „Daher begrüßen wir diesen Schritt sehr und hoffen, dass künftig weitere Entlastungen für diese attraktive und sichere Art zu Reisen, folgen werden. Dies kann erst der Anfang sein“, so Debus.