Ein jahr nach Pleite

FTI-Insolvenzverwalter zieht Zwischenbilanz

Knapp ein Jahr nach der FTI-Insolvenz zieht Insolvenzverwalter Axel Bierbach eine Zwischenbilanz. Das Verfahren wird noch Jahre dauern.

FTI-Insolvenzverwalter zieht Zwischenbilanz
Knapp ein Jahr nach der FTI-Insolvenz zieht Insolvenzverwalter Axel Bierbach eine Zwischenbilanz. Demnach wurden inzwischen alle werthaltigen Unternehmensbeteiligungen, immateriellen Vermögenswerte und weiteren Assets aus der Konzernstruktur herausgelöst. Sie befinden sich entweder im Verkaufsprozess oder wurden bereits veräußert. Die Abwicklung des FTI-Konzerns mit 11.000 Mitarbeitern, einem Jahresumsatz von rund vier Milliarden Euro und 110 in- und ausländischen Gesellschaften mit dezentraler Organisationsstruktur habe sehr hohe Anforderungen an alle Beteiligten gestellt, so Bierbach.

Die Insolvenzverwaltung hat einen großen Teil der operativen Geschäftseinheiten des Konzerns an strategische Investoren verkauft. Dazu gehören die Marke und Domains von FTI, die Markenrechte an der Flugbörse sowie die Domain drive.de. Im vorläufigen Insolvenzverfahren hatte Bierbach bereits das Servicecenter erf24, Windrose Finest Travel, den IT-Dienstleister Anixe Polen, 5vor Flug, die 50-prozentigen Anteile an der TVG Touristik Vertriebsgesellschaft sowie den Anteil an der RT/Raiffeisen Touristik Group veräußert.

Alle FTI-eigenen Hotels wurden verkauft

Beim Verkauf des Hotel-Portfolios mit einst 54 Häusern gibt es ebenfalls Fortschritte. Kanzleipartner Oliver Schartl, der als Insolvenzverwalter der Meeting Point Hotelmanagement Holding für den gesamten Hotel-Bereich verantwortlich ist, hat fünf der ehemals sieben FTI-eigenen Hotels in Italien, der Türkei, Griechenland und auf Malta verkauft, ebenso wie zwei gepachtete Hotels in Kroatien. Auch das Hotel-Joint-Venture in Marokko sowie ein Joint Venture an einer Sprachschule mit Boarding Hotel auf Malta wurden an neue Investoren übertragen. Für zwei FTI-eigene Hotels in Ägypten wird bald eine Lösung erwartet.

In einem weit fortgeschrittenen Verhandlungsstadium befinden sich laut Bierbach die Investorengespräche zum Verkauf der gepachteten Hotels in Spanien und in der Türkei. Mit einem erfolgreichen Abschluss wird bis spätestens zum Jahresende gerechnet. Lediglich der seit Jahren brachliegenden Hotelkomplex Stella Canaris auf Fuerteventura wird voraussichtlich erst 2026 oder 2027 verkauft werden können. Die Erlöse aus der Verwertung der Hotels lassen sich laut Insolvenzverwalter noch nicht abschließend beziffern.

Es liegt keine Masseunzulänglichkeit mehr vor

Für Bierbach ist es jedenfalls erfreulich, dass in dem Verfahren nun keine Masseunzulänglichkeit mehr vorliegt. „Die derzeit vorhandene Insolvenzmasse deckt sämtliche Massekosten und -verbindlichkeiten. Daher gehe ich davon aus, dass die freigestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Bundesagentur für Arbeit für den Kündigungszeitraum rund 6,3 Millionen Euro an Differenzlöhnen und Anspruchsübergängen erhalten werden.“ Die Auszahlungen betreffen rund 600 Beschäftigte und sollen voraussichtlich im Laufe dieses Sommers erfolgen.

Die Kooperation mit dem DRSF im Erstattungsprozess für Pauschalreisende bewertete der Insolvenzverwalter positiv: „Die Insolvenz von FTI war der erste Fall, in dem eine Insolvenzverwaltungskanzlei und der DRSF derart intensiv und umfassend zusammengearbeitet haben. Dies ist uns in Anbetracht der großen Anzahl betroffener Reisender und der Komplexität sehr gut gelungen.“

Verzögerungen wegen Datenerfassung bei Agenturinkasso

Der Großteil der Pauschalreisenden habe seine für FTI-Reisen geleisteten Zahlungen inzwischen vom DRSF erstattet bekommen. Es gebe allerdings Sachverhalte mit erhöhtem Klärungsbedarf, weshalb die Bearbeitung in einigen Fällen noch andauere. Dies betreffe unter anderem den Datenerfassungsprozess beim Agenturinkasso. „Die Kanzlei hat erhebliche Anstrengungen darauf verwendet, die ehemaligen Vertriebspartner von FTI bei der Übermittlung der Kundendaten zu unterstützen“, sagt Bierbach. „Es bleibt nun abzuwarten, ob alle fehlenden Daten noch erfasst werden können.“

Seit Verfahrenseröffnung haben mehr als 73.000 Gläubiger Forderungen in einer Gesamthöhe von knapp 980 Millionen Euro angemeldet. Die Forderungsprüfung findet in mehreren Terminen mindestens noch über das gesamte Jahr 2025 hinweg statt. Bierbach geht davon aus, dass die weitere Abwicklung und Verwertung des FTI-Konzerns sowie die Forderungsprüfungen noch mehrere Jahre dauern wird und die Gläubiger erst am Ende des Verfahrens eine Auszahlung erhalten werden. „Es ist jetzt schon absehbar, dass die Quote sehr gering ausfallen wird. Eine genaue Einschätzung ist aber erst nach Abschluss der Forderungsprüfung und der Vermögensverwertung möglich.“