Die Branchenverbände DRV, ASR und BTW begrüßen die schnelle Einigung von Union und SPD auf einen Koalitionsvertrag. Vor allem, dass der Tourismus in dem Papier als einer von wenigen Wirtschaftszweigen hervorgehoben wird, kommt bei den Verbänden gut an. „Das ist ein starkes Zeichen“, betont ASR-Präsidentin Anke Budde. „Unsere Branche wird nicht mehr als Freizeitphänomen, sondern als echter Wirtschaftsfaktor wahrgenommen.“
Auch die angekündigte Überarbeitung der Insolvenzabsicherung für Pauschalreisen und das geplante Sofortprogramm zum Bürokratieabbau wird von beiden Verbänden begrüßt. „Ein echter Bürokratierückbau ist überfällig“, so Budde. „Gerade inhabergeführte Betriebe haben kaum noch Kapazitäten, um die ständig steigenden Anforderungen zu bewältigen. Wenn das ernst gemeint ist, kann es für viele eine echte Entlastung bringen.“
DRV-Präsident Norbert Fiebig erwartet von der künftigen Regierung, dass sie den Outgoing-Tourismus und damit das Geschäft mit Auslandsreisen gezielt unterstützt. Der Outgoing-Tourismus bilde das Kerngeschäft von über 2.300 Veranstaltern und rund 8.000 Reisebüros sowie von mehreren tausend mobilen Reiseverkäufern in Deutschland. Über 70 Prozent aller Reisen der Deutschen führten ins Ausland. „Es bleibt entscheidend, bestehende Überregulierungen und Wettbewerbsverzerrungen abzubauen und neue zu verhindern“, so Fiebig mit Blick auf die Revision der EU-Pauschalreiserichtlinie.
Der ASR begrüßt zudem ausdrücklich die angekündigte Flexibilisierung der Arbeitszeitregelungen. „Die Realität der Touristik ist nicht von 9 bis 17 Uhr. Flexibilität ist kein Wunsch, sondern betriebliche Notwendigkeit, gerade in einer Branche, die stark saisonal und kundenorientiert arbeitet“, betont Budde. Starre Vorgaben passten nicht zum Arbeitsalltag vieler kleiner und mittelständischer Betriebe. Entsprechend wichtig sei es, praxisgerechte Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Unternehmen wieder mehr Handlungsspielraum geben.
Auf positive Resonanz bei den Verbänden stößt auch die Ankündigung der Koalition, die Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandorts Deutschland wieder zu verbessern. Unter anderem heißt es im Koalitionsvertrag: „Die luftverkehrsspezifischen Steuern, Gebühren und Abgaben wollen wir reduzieren und die Erhöhung der Luftverkehrsteuer zurücknehmen.“
Für den BTW bleibt eine Forderung jedoch unerfüllt. „Was definitiv weiter Bestand hat, ist unsere Forderung nach einem Staatssekretär für Tourismus im Bundeswirtschaftsministerium“, sagt Präsident Sören Hartmann. „Mit einer solchen Aufwertung der Zuständigkeit für Tourismus würde man dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beitrag von Tourismus gerecht. Zudem würde es die Möglichkeit eröffnen, die vielfältigen Themen, die die Tourismuswirtschaft betreffen, besser zu bündeln.“