Zur Eröffnung des DRV-Hauptstadtkongresses hat Verbands-Präsident Norbert Fiebig seine traditionelle Grundsatzrede gehalten. Trotz vieler Herausforderungen sieht er bei den Urlaubsreisen eine positive Entwicklung. „Beim Umsatz liegen wir für das noch laufende Touristikjahr mit zwölf Prozent über Vorjahr und sogar 21 Prozent über Vor-Corona.“ Besonders erfreulich sein, dass die Schere zwischen Umsatz und Reisenden sich immer weiter schließe. Für das laufende Touristikjahr steige die Zahl der Reisenden um acht Prozent. Vor einem Jahr lagen noch 16 Prozentpunkte zwischen Umsatz und Paxentwicklung. Positiv bewertet Fiebig auch, dass der Marktanteil der organisierten Reise am Gesamtumsatz des Reisemarktes weiter steigt. Nach dem Corona-bedingten Rückgang liegt der Marktanteil jetzt wieder bei 48 Prozent.
DRSF hat seine Leistungsfähigkeit bewiesen
Als eine „beispielhafte Gemeinschaftsleistung der Branche“ hob Fiebig des Umgang mit der FTI-Insolvenz hervor. Die Absicherung der Kunden durch den DRSF habe sehr gut funktioniert. Der Fonds habe seine Leistungsstärke und Zukunftsfähigkeit bewiesen. „Darauf können wir als Branche verdammt stolz sein!“ Auch nach der Insolvenz von FTI sei der DRSF finanziell gut aufgestellt. Das Absicherungssystem habe dafür gesorgt, dass der entstandene Schaden für die Fondsgemeinschaft vergleichsweise gering ausfalle.
„Damit wird es auch keine Erhöhung der Beiträge geben. Im Gegenteil: Der Fonds sollte aufgrund der guten Kapitalausstattung und Struktur bald in der Lage sein, die jährlichen Entgelte der Veranstalter erkennbar unter ein Prozent abzusenken. Das ist auch deswegen wichtig, weil sich damit die Mehrbelastung der Veranstalterreise gegenüber der Einzelleistung reduziert.“ Um das auch für die Zukunft abzusichern, müsse die Flexibilität des Fonds hinsichtlich der zu hinterlegenden Sicherungsleistungen größer werden. Die potenzielle Belastung der Solidargemeinschaft durch schlechte Bonitäten müsse zukünftig stärker begrenzt werden. Hier müssten die Eckpunkte für eine Anpassung der gesetzlichen Regelungen so schnell wie möglich weiterentwickelt werden.
Gegen sie Absicherung von Einzelleistungen
Beim Dauerbrenner Pauschalreiserichtlinie wiederholte der DRV-Präsident die umfangreiche Kritik des Verbands. Beispielhaft steht die geplante Einbeziehung von Einzelleistungen in den Geltungsbereich der überarbeiteten Richtlinie. „Diese Frage ist überaus komplex. Hier geht es um zahlreiche wirtschaftliche und rechtliche Aspekte und nicht zuletzt um die Frage der rechtlichen Umsetzbarkeit und die Frage der politischen Durchsetzbarkeit. Um es klar zu sagen: Wir sind gegen die Absicherung von Einzelleistungen im Geltungsbereich der Pauschalreiserichtlinie.“
Auch die vorgesehene Drei-Stunden-Regelung, wonach aus zwei gebuchten Einzelleistungen automatische eine Pauschalreise wird, denn die zweite Leistung beim selben Mittler innerhalb von drei Stunden nach der ersten gebucht wird, stößt auf harsche Ablehnung: „Diese Regelung wäre de facto das Ende der verbundenen Reiseleistung. Insbesondere für mittelständische Reisebüros, die hier ihr ganzes Können unter Beweis stellen, ein harter und perspektivisch existenzgefährdender Schlag. Darum setzen wir uns bei der Politik vehement für die Beibehaltung der verbundenen Reiseleistung ein.“
Beschäftigtenzahlen steigen wieder
Beim Thema Fachkräfte stellt Fiebig zunächst fest, dass die Beschäftigtenzahlen bei Reisebüros und Veranstaltern in den Jahren 2022 und 2023 wieder gestiegen sind. Auch bei den Ausbildungszahlen gebe es endlich wieder einen Anstieg. „Unsere Branche findet also wieder mehr Aufmerksamkeit bei Berufsanfängern. Dennoch: Wir sind bei Weitem noch nicht da, wo wir hin wollen und wo wir hin müssen.“ Fiebig sprach ein Thema an, dass bei der Diskussion um den Fachkräftemangel oft ausgespart wird: „Laut DIHK spielt die Bezahlung eine immer größere Rolle, wenn es um die Steigerung der Ausbildungsattraktivität geht. Das heißt: Auch wir müssen verstärkt finanzielle Anreize schaffen.“ Wichtig sei auch der Einsatz moderner Technologien. „Wir müssen die voranschreitende Digitalisierung nutzen, um potenzielle Nachwuchskräfte zu begeistern. Nicht zu vergessen – flache Hierarchien, flexible Arbeitszeitmodelle und Themen wie Workation und mobiles Arbeiten.“