Fairweg

Der Name ist Programm

In Berlin wurde diese Woche ein Reisebüro der besonderen Art eingeweiht: das erste Fairweg-Reisebüro der AER Kooperation – verbunden mit viel Hoffnung und mit viel Aufbruchstimmung.

Der Name ist Programm
Foto: Marcel Kautz / AER Kooperation / Fairweg
Es könnte durchaus sein, dass sich am vergangenen Mittwoch etwas Besonderes in Kreuzberg ereignet hat, und die Anwesenden später erzählen werden, »ja, ich war auch dabei, ich habe den Anfang gesehen«. Es ist jedenfalls ein wagemutiger Schritt, eine kühne Idee, und es wird getragen von vielen Menschen, die mit Leidenschaft etwas nach vorne bringen wollen, worüber die Reisebranche immer wieder diskutiert, aber noch viel zu wenig umgesetzt hat.

Ein stationäres Reisebüro, das sich ausdrücklich dem Thema nachhaltiges Reisen widmet und die Idee schon im Namen trägt: Fairweg. Heißt also: Weg von den klassischen Massenangeboten, hin zu Individualreisen. Weg vom Urlaub von der Stange, hin zu sorgfältig ausgesuchten Angeboten von Spezialveranstaltern. Und weg von den Bettenburgen und vom Massentourismus, hin zu nachhaltigen Hotels und Unterkünften, gerne auch mit umweltschonender Anreise. Und wie immer muss einer oder eine den ersten Schritt machen: An einem lauen Sommerabend in Kreuzberg, an einer kleinen Nebenstraße direkt an der Südkirche, begrüßen also Ilona Plaschke und ihr Team die ersten Gäste, die auf Einladung gekommen waren. Sie wollen dabei sein, wenn die deutschlandweit erste Fairweg-Filiale öffnet. So stehen sie mit Sektgläsern in der Hand, schnuppern Berliner Abendluft und bestaunen diese Pioniere, die den Weg von der Debatte in die Praxis wagen, fast so wie die ersten Astronauten, auf dem Weg zum Mond.


Glückliche Gesichter bei der Einweihung: v.l.: Ralf Hieke (Faiweg-Gründer), Marlen König (Designumsetzung AER), Ilona Plaschke-Yuvanc (Geschäftsführerin), Mark Schuhmacher (Fairweg-Mitgründer), Ute Hornemann (Teamleiterin), Reiner Hageloch (AER Vorstand), Nora Schweika (AER)

Am Schaufenster steht: »Jede Reise hat eine individuelle Route. Wir helfen dir, deine zu finden.« Das klingt vielversprechend. »Mit dem neuen Konzept, hin zu mehr nachhaltigem Reisen und Spezialveranstaltern, sehe ich uns gut gerüstet für die Zukunft«, gibt sich Geschäftsführerin Ilona Plaschke zuversichtlich. »Für mich ist es eine Aufwertung der Beratungsleistung unserer Kolleginnen. Und ich hoffe, dass alle Kundinnen und Kunden unser Angebot annehmen und offen für neue Reisewege sind.«

Der Name ist Programm: Fairweg ist ein genialer Einfall, der schon alles im Namen sagt. Die zündende Idee dazu hatten Ralf Hieke und Mark Schumacher, die vor einiger Zeit eine Website gleichen Namens gegründet hatten.


Vollprofi: Büroleiterin Ilona Plaschke vor der sogenannten Werte-Wand.Im Video-Interview miz TRVL Counter erzählt sie über die Entstehung des Reisebüros >>> und warum Nachhaltigkeit so wichtig ist >>>

Und manchmal hilft auch der Zufall nach: So liefen sich Ralf und AER-Vorstand Rainer Hageloch ausgerechnet in Berlin über den Weg und diskutierten anschließend über die Ausrichtung wie auch den Namen für diesen in der Touristik so oft geforderten neuen Weg. Und so gab es schnell die Idee, aus online auch stationär zu machen – aus Internet auch Backstein zu werden – ein echtes Büro zu gründen. Warum nicht? Ungewöhnlich ist es schon, denn bislang geht es eher andersherum. Alles wandert ins Netz ab. Jetzt also mal umgekehrt.


Markenfinder und Designer: Ralf Hieke und Nicklas Hippel, der den markanten Schriftzug entwarf

Das Ergebnis: Ein wunderbar hyggelig eingerichtetes Reisebüro, ein einprägsames Logo, eine Reisebüro-Kooperation im Hintergrund, eine Website und ein bewährtes Team, dass jetzt neue Wege gehen will. »Dass all das hier in Berlin passiert, ist total schön«, freut sich Ralf Hieke. »Auch dass sich der Kreis schließt und wir hier stehen dürfen mit unserem Schriftzug an der Wand. Für Marc und mich ist es ziemlich besonders.« Kann also gut sein, dass am Mittwoch ein neues Kapitel in Kreuzberg aufgeschlagen wurde. Die Branche schaut jedenfalls gespannt nach Berlin, und bald auch nach Hamburg, wo zwei weitere Fairweg-Büros dazu kommen sollen. Übrigens, an der Wand im neuen Büro hängt echter Moos, kein Kunststoff. Sie meinen es wirklich ernst.

Info-Kasten
»Nachhaltigkeit muss sich einmal anders durchsetzen!«
Insgesamt sollen es 19 Fairweg-Büros in 2024 und 2025 geben. Die AER Kooperation forciert den Ausbau und führt das ursprüngliche Konzept der Reise-Manufaktur fort. Ohnehin war der Name bei den Mitgliedern umstritten: Manufaktur klang zwar nach handgemacht, aber auch nach teuer und edel, was diese Reisen nicht sein sollten. Mit FAIRWEG ist ein Name gefunden, der das ganze Konzept des nachhaltigen Reisens in einem Wort auf den Punkt birngt. »Wir haben uns ganz bewusst für die Idee der Fairness entscheiden«, sagt Gründer Ralf Hieke. »Fair bedeutet auch, was für einen selber gut ist, ist auch für andere gut.« AER-Vorstand Rainer Hageloch hatte darauf hin die Idee, die Online-Marke auch für stationäre Reisebüros zu nutzen. »Wir sind daher auch glücklich, dass wir auch stationär vertreten sind«, freut sich Hieke. Rainer Hageloch hat noch Großes mit dem Konzept vor: »Ich hoffe einfach, dass wir dieses Konzept wirklich deutschlandweit weitergeben können, was super wichtig wäre«, betont er. »Wenn wir das schaffen, dann glaube ich, dann gehört uns auch die Zukunft.«