Wieso regnet es derzeit weltweit so heftig?

Rekordmengen an Starkregen sorgen weltweit für Überflutungen und Chaos. Experten sehen im Klimawandel den Hauptgrund.

Wieso regnet es derzeit weltweit so heftig?
Fotocredit: iStock

Sintflutartiger Regen sorgt in vielen Teilen der Welt für Chaos: Ob in Griechenland, Hongkong, Spanien, Kalifornien, Brasilien - oder zuletzt in Libyen. In dem nordafrikanischen Land wurden nach den Überschwemmungen bisher Tausende Tote geborgen, etwa 20.000 Menschen gelten als vermisst.

 

Die gemessenen Regenmengen sind gigantisch: In Hongkong fiel rund 158 Liter Regen pro Quadratmeter in nur einer Stunde. Tief "Daniel" brachte in Griechenland regional mehr als 700 Liter pro Quadratmeter in weniger als 24 Stunden, ein Rekord, sagt der Kieler Meteorologe und Klimaforscher Mojib Latif.

 

Solche Ereignisse könnten sich auch auf Reiseströme auswirken, sagt Tourismusforscher Markus Pillmayer im Interview mit ZDFheute. Pillmayer: Wir können davon ausgehen, dass es durch die Extremwetter-Ereignisse im Mittelmeerraum vermutlich zu einer Verschiebung der Reiseströme kommen wird.

 

Atmosphäre wird wärmer - und feuchter

 

Woher kommt aber Starkregen? Hauptgrund ist wohl der Klimawandel, sagen Wissenschaftler. Je wärmer die Atmosphäre, desto mehr Wasser verdunstet, erklärt zum Beispiel ZDF-Wetterexperte Özden Terli. In einer bestimmten Zeitspanne verdunstet nicht nur mehr Wasser, es fällt in kürzerer Zeit auch mehr Regen.

 

Inzwischen schlagen die Forscher auch anderswo Alarm: Auch die Meere sind warm wie nie, befeuert durch das Wetterphänomen El Niño. Vor der Küste Floridas wurde im Sommer die möglicherweise wärmste Meerestemperatur aller Zeiten gemessen: 38,9 Grad. Rekordtemperaturen gibt es auch im Nordatlantik, im Pazifik und im Mittelmeer.

 

Mittlerweile haben mehrere Systeme der Erde, die die Lebensgrundlagen des Menschen ausmachen, ihre Belastbarkeitsgrenze überschritten. Dabei geht es nicht ausschließlich um das Weltklima und die Entwaldung. Artensterben, Wasserknappheit, zu hohe Nitratwerte im Grundwasser - die Symptome der Grenzüberschreitungen sind bekannt.

 

Zum ersten Mal hat eine Gruppe von 29 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Belastungsgrenzen dieses sicheren Handlungsraumes quantitativ gefasst, alle planetaren Grenzen sind damit vollständig beschrieben. Sie postulieren neun Dimensionen und stellen fest: Sechs davon sind bereits überschritten.

 

Das Ergebnis ist im Fachblatt "Science Advances" zu lesen. "Wir wissen nicht, wie lange wir entscheidende Grenzen derart überschreiten können, bevor die Auswirkungen zu unumkehrbaren Veränderungen und Schäden führen", sagt Johan Rockström, Mit-Autor der Studie und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

 

Extremwetter bleibt kein Ausnahmefall

 

Was heute als Extremwetter gilt, wird durch den Klimawandel zur Normalität: "Klimawandel bedeutet nicht einfach nur höhere Temperaturen, sondern bedeutet vor allem extremeres Wetter, mehr Schadenspotenzial und vor allen Dingen auch eine gigantische Herausforderung für die Menschen im Sinne der Gesundheit", so Wetterexperte Latif.