Geotop in Berchtesgaden

Eiskapelle am Watzmann kollabiert – Warnung vor alpinen Gefahren

Im Nationalpark Berchtesgaden ist mit der Eiskapelle an der Watzmann-Ostwand ein bedeutendes Geotop vollständig eingestürzt. Seit 1953 sind fast eine Million Kubikmeter Firneis verloren gegangen – mehr als die Hälfte davon seit 2019. Experten warnen vor instabilen Hängen, Steinschlag und weiteren Abbrüchen.

Eiskapelle am Watzmann kollabiert – Warnung vor alpinen Gefahren
Ein alpines Naturdenkmal ist verschwunden: Die Eiskapelle im Nationalpark Berchtesgaden ist eingestürzt. Foto: Nationalpark Berchtesgaden
Die Eiskapelle am Fuß der Watzmann-Ostwand im Nationalpark Berchtesgaden ist vollständig eingestürzt. Das bedeutende Geotop in nur 900 Metern Höhe ist laut Forschenden dem fortschreitenden Abschmelzen durch den Klimawandel zum Opfer gefallen.

Millionen Kubikmeter Eis verloren

Seit 1953 sind insgesamt fast eine Million Kubikmeter Firneis verloren – davon allein über 575.000 Kubikmeter seit Ende 2019. Schneearme Winter und warme Sommer hätten das Schmelzen beschleunigt. „Die Eiskapelle ist ein für alle deutlich sichtbarer Beleg dafür, welche Veränderungen im Klimawandel hier vor Ort auf uns zukommen“, sagt Nationalparkleiter Dr. Roland Baier.

Einsturz kam früher als erwartet

Andreas Wolf, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Höhlen- und Karstforscher, hatte den Rückgang der Eisfläche über Jahre begleitet. Zwischen 2019 und 2022 schrumpfte die Eiskapelle von 37.800 auf 18.900 Quadratmeter. „Dass der Kollaps schon im Sommer 2025 passiert, hat die deutsche Höhlenforschung überrascht“, so Wolf.

Neubildung ungewiss

Ob sich die Eiskapelle erneut ausbilden kann, ist fraglich. Wolf bleibt vorsichtig optimistisch: „Ein oder mehrere kalte und schneereiche Winter vielleicht wieder eine kleinere Eiskapelle entstehen lassen.“

Warnung vor alpinen Gefahren

Nach dem Einsturz warnen Behörden und Wissenschaftler eindringlich vor dem Betreten des Areals. Im Bereich der eingestürzten Eiskapelle bestehe akute Steinschlaggefahr. Der letzte verbliebene Eisbogen und Randbereiche könnten jederzeit nachgeben.

Zudem verliere der südliche Moränenhang im Eisgraben durch den Verlust der Firnmasse an Stabilität. Laut Wolf gleiten bereits große Felsblöcke über das gelockerte Gestein hangabwärts. Es drohten lebensgefährliche Situationen. Auch Zustiege zur Watzmann-Ostwand seien betroffen. Wanderern und Bergsteigern wird geraten, sich vor Touren über die aktuelle Lage zu informieren.