ITB-Studie und A3M-Risiko-Karte

So sicher reisen queere Menschen weltweit

Spanien und Kanada punkten bei Akzeptanz und Sicherheit. Deutschland liegt im Mittelfeld. Und in den USA hängt alles vom Reiseziel ab. Eine neue Umfrage gibt Einblicke ins queere Reiseerleben.

So sicher reisen queere Menschen weltweit
Wie queere Reisende Polizei, Behörden und Sichtbarkeit erleben, dokumentiert eine neue Studie der ITB. Foto: iStock/Frazao Studio Latino
Kanada und Spanien gelten unter queeren Reisenden als besonders sichere Ziele, während die Situation in Deutschland und den USA differenziert bewertet wird. Das zeigt eine neue Umfrage, die die ITB Berlin gemeinsam mit der Agentur Diversity Tourism und Krisenmonitoring-Anbieter A3M Global Monitoring erstmals durchgeführt hat. Parallel veröffentlichte A3M die aktualisierte „LGBTQ+ Risk Map 2025“, die auch hier als PDF zum Download bereitsteht.

An der Erhebung nahmen über 100 queere Reisende aus der ITB- und LGBTQI+-Community teil. Befragt wurden sie zwischen Dezember 2024 und April 2025 zu ihren Erfahrungen mit gesellschaftlicher Akzeptanz, rechtlicher Gleichstellung, Sicherheit im Umgang mit Behörden, Polizei und Gesundheitssystem sowie zur Nutzung sozialer Netzwerke. Ergänzt wurde die Umfrage durch qualitative Interviews mit LGBTQ+-Tourismusexpert:innen und Vielreisenden.

Deutliche Unterschiede bei der subjektiven Sicherheit

In Kanada und Spanien berichten alle Befragten von respektvollem Umgang. Öffentliche Zuneigung wird dort mehrheitlich als unproblematisch empfunden, ebenso das Verhalten der Polizei.

In den USA ist das Bild gespalten: Nur etwa ein Drittel sieht die Polizei als queerfreundlich oder fühlt sich beim Zeigen von Zuneigung sicher. Die Bewertungen unterscheiden sich deutlich nach Region.

Deutschland wird ambivalent bewertet. Zwar gelten gleiche Rechte für alle, doch nur rund die Hälfte der Befragten fühlt sich im öffentlichen Auftreten als LGBTQi+-Person wohl oder erfährt Gleichbehandlung durch Behörden.

Ein zentrales Ergebnis: Innerhalb der Community fühlen sich bestimmte Gruppen – etwa trans- und intergeschlechtliche Personen – deutlich häufiger unsicher oder diskriminiert als andere.

Ergänzende Einblicke aus Interviews

Die Befragten betonen, dass queere Reisende in touristischen Regionen Südamerikas wie Brasilien, Chile oder Peru meist auf Toleranz stoßen – ungeachtet restriktiver Gesetze. Auch in China oder Dubai sei Behördenverhalten oft pragmatisch, solange Reisende unauffällig bleiben.

Weltweit problematisch bleiben Sicherheitskontrollen für Trans- und Inter-Personen, etwa bei Pässen mit nicht-anerkannten Geschlechtseinträgen oder durch ungeschultes Personal. In den USA wurde die Anerkennung nicht-binärer Identitäten zuletzt zurückgenommen.

Spanien wird besonders LGBTQI+-freundlich wahrgenommen. Städte wie Madrid, Barcelona oder Urlaubsregionen am Mittelmeer und auf den Kanaren gelten laut Befragten als besonders offen.

Eine Beobachtung betrifft Altersunterschiede: Jüngere queere Reisende reagieren sensibler auf Einschränkungen der Sichtbarkeit. Ältere zeigen sich anpassungsbereiter, auch aufgrund früherer Diskriminierungserfahrungen.

Positive Entwicklungen:

- Dominica: Oberstes Gericht entkriminalisiert homosexuelle Handlungen (April 2024)
- Namibia: High Court hebt Gesetze gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen auf (Juni 2024)
- Deutschland: Selbstbestimmungsgesetz stärkt Rechte von Trans-, Inter- und nicht-binären Personen (seit November 2024)
- Thailand: Einführung der Ehe für alle (Januar 2025)

Verschlechterungen:

- Irak: Verschärfte Gesetze gegen Homosexualität (April 2024)
- Mali: Neue Kriminalisierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen (Dezember 2024)
- Trinidad und Tobago: Rücknahme eines liberalen Urteils, Homosexualität wieder strafbar (März 2025)
- Georgien: Einführung eines umfassenden Anti-LGBTQ+-Gesetzespakets (September 2024)

Die ITB Berlin plant, die Umfrage jährlich zu wiederholen, um Entwicklungen langfristig zu dokumentieren.