Die Reiseplattform Evaneos zieht Konsequenzen aus dem Phänomen Overtourism. Ab 2025 und bis auf weiteres wird die Plattform den Verkauf von Sommerreisen in zwei der am stärksten durch Übertourismus gefährdeten Reiseziele einstellen: Mykonos und Santorin. Zusammen mit der Unternehmensberatung Roland Berger hat Evaneos einen „Overtourism-Index“ entwickelt, der unabhängig von subjektiven Reiseeindrücken Aufschluss über die Gefährdung einer Destination gibt. Die Analyse basiert auf einer Auswahl von 70 Destinationen, die zu den hundert weltweit beliebtesten Reisezielen in Bezug auf die Besucherzahlen gehören.
Um den Grad der Gefährdung durch Übertourismus zu messen, wird jedes Reiseziel auf einer Skala von 1 (geringe Gefährdung) bis 5 (extreme Gefährdung) bewertet, indem vier objektive Kriterien miteinander verknüpft werden: 1. Internationale Reisende pro Einwohner 2. Internationale Reisende pro Quadratkilometer 3. Saisonale Konzentration 4. Nachhaltigkeits-Reifegrad (dieses Bewertungskriterium berücksichtigt u.a. die sozialen Auswirkungen des Tourismus, den Zustand der Gastgeberinfrastruktur oder auch die Entwicklung des Transportwesens)
Bei den Strand-Reisezielen, zum Beispiel, gehören Zypern mit einem Index von 4,4 auf einer Skala von 5, Mauritius (4,2), Griechenland (4) und Kroatien (3,8) zu den gefährdetsten Destinationen. Die Reiseziele sind umso anfälliger, da durchschnittlich 25 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) vom Tourismus abhängen. Die beliebten europäischen Reiseziele erleben einen besonders hohen Zustrom in der Sommersaison. Bis zu 43 Prozent der Anreisen konzentrieren sich auf das dritte Quartal. Spanien (3,6), Italien (3,6) und Portugal (3,6), dicht gefolgt von Frankreich (3,3), sind die am stärksten gefährdeten Reiseziele in den Monaten Juni, Juli und August. Im Städtetourismus konzentrieren sich im dritten Quartal bis zu 37 Prozent der Ankünfte auf die großen europäischen Hauptstädte. Sie erreichten im Durchschnitt einen Index von 3,2. In den Top 3 der meist gefährdeten Metropolen sind Kopenhagen (3,8), Amsterdam (3,7) und Dublin (3,4).
„Jede Kategorie des Übertourismus wirft unterschiedliche Fragen auf, auf die passende Antworten gefunden werden müssen“, sagt Aurélie Sandler, Co-CEO von Evaneos. Die stark gefährdeten Badedestinationen müssten dringend verbindliche Maßnahmen einführen. Die erste Antwort bestehe darin, die Kapazität dieser Reiseziele zu regulieren, zum Beispiel durch die Einführung von Quoten, um die am stärksten frequentierten Orte zu erhalten. Außerdem müssten die Touristenströme über das Jahr verteilt werden, indem die Reiseziele intensiver für die Nebensaison beworben werden. Das Ziel sei nicht, die Anzahl der Touristen per se zu reduzieren, sondern eine bessere Verteilung über das ganze Jahr zu ermöglichen.