Scott Lovett, CEO Department of Industry, Tourism & Trade, Tourism Northern Territory

“Ich bin von unseren Partnern sehr beeindruckt”

Scott Lovett, Deputy CEO Department of Industry, Tourism & Trade, Tourism Northern Territory, berichtet über Trends und Neuheiten.

“Ich bin von unseren Partnern sehr beeindruckt”
Die Region Northern Territory in Australien ist auf Erholungskurs. Deutschland ist weltweit der drittgrößte Quellmarkt. Wie sehen die Besucherzahlen für 2023 und 2024 aus?
Tatsächlich haben sich die Zahlen positiv entwickelt. Wir haben inzwischen rund 80 Prozent des deutschen Marktes aus den Vorpandemiejahren zurückerobert, was sehr gut ist.

Und die Entwicklung in diesem Jahr?
Wir sind zuversichtlich, dass der Markt sich bis Jahresende vollständig erholen wird, und ab März 2025 werden wir vermutlich weiterhin wachsen. Bereits jetzt lässt sich feststellen, dass die Ausgaben der Urlauber gestiegen sind. Das ist zwar ein internationaler Trend und hängt sicherlich auch mit einer höheren Inflationsrate zusammen, aber auch die reine Zahl der Gäste steigt.

Könnten Sie uns konkrete Zahlen liefern?
Das tue ich gerne. Deutschland, die USA und das Vereinigte Königreich sind unsere drei wichtigsten Quellmärkte. Sie haben sich alle ähnlich gut erholt. Aus Deutschland kamen 14.000 Besucher Stand 2023. Nimmt man die Schweizer und Österreicher noch hinzu, liegen wir bei rund 20.000 Urlaubern.

Sicherlich sind die Motive der Urlauber ins Northern Territory zu kommen sehr unterschiedlich, oder?
Wir haben viele Besucher aus Großbritannien, die ein Arbeitsvisum haben. Die deutschen Gäste sind generell abenteuerlustiger, was die Reiserouten betrifft. Sie bleiben länger im Norden und sind gerne abseits der Hauptrouten unterwegs. Außerdem sind sie sehr an der Kultur der Aboriginal People interessiert. Sie lieben die Felsmalereien, Kunstobjekte und Festivals. Das ist der größte Unterschied zwischen Urlaubern aus Großbritannien und Deutschland.



Wie lange bleiben die Urlauber in der Regel?
Insgesamt bleiben die deutschsprachigen Besucher deutlich länger. Unsere durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei zehn Nächten. Die Schweizer reisen tatsächlich am längsten. Ohnehin sind zehn Nächte im Northern Territory recht viel, gemessen an einem typischen Urlaub in Australien, der durchschnittlich zwei bis drei Wochen dauert. Das sind ziemlich gute Zahlen für uns.

Wie sieht es mit den Ausgaben der deutschsprachigen Gäste aus?
Unsere deutschen Gäste geben rund 19 Millionen AUD aus. Es ist also auch ein finanziell wichtiger Quellmarkt für uns. Die Schweizer sind dabei am spendabelsten mit 15 Millionen AUD, also die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben über alle Märkte hinweg.

Das Gebiet im Norden wird oft als Erstes in Australien besucht, fast schon als Zwischenstopp, bevor es in den Süden weitergeht. Ist das immer noch so?
Ja, viele Urlauber fliegen mit Singapore Airlines via Singapur. Es sind ja nur 4,5 Stunden bis Darwin, dann geht es weiter zum Red Centre. In der Regel geht es von dort weiter nach Melbourne, Brisbane und Cairns.

Welche Neuigkeiten gibt es 2024?
Es gibt eine Reihe von neuen Highlights im Kakadu-Nationalpark, und wir haben mit dem Bau der National Aboriginal Art Gallery in Alice Springs begonnen. Die neue Galerie wird die erste Kunstgalerie ihrer Art in Australien sein. Außerdem werden wir hoffentlich im März 2025 die Galerie am State Square in Darwin eröffnen.

Wie kommen Urlauber von Darwin nach Alice Springs?
Zum Beispiel per Direktflug, das dauert rund zwei Stunden. Es ist ziemlich einfach, die Distanz beträgt etwa 1.600 Kilometer. Mit dem Auto ist das in drei bis vier Tagen zu schaffen, wenn man auch auf der Strecke noch Besichtigungen einplant.



Auch bei Uluru gibt es etwas spektakulär Neues. Können Sie uns etwas darüber berichten?
Ja, es ist ein tolles Erlebnis namens Wintjiri Wiru, das jeden Abend stattfindet. Rund 1.100 Drohnen erleuchten den Himmel über Uluru, inmitten des spirituellen Zentrums Australiens. In Zusammenarbeit mit dem Anangu-Volk erzählt Wintjiri Wiru die „Mala Story“, die auf der Entstehungsgeschichte der hier beheimateten Stämme beruht.

Was bedeutet Wintjiri Wiru?
Es bedeutet in der Sprache der einheimischen Anangu so viel wie »schöne Aussicht auf den Horizont«. Die Kombination aus Licht-, Laser-, Projektion- und Drohne-Show erleuchtet die Wüstenlandschaft im Süden des Northern Territory und verbindet Erde und Himmel durch ein beeindruckendes Klang- und Lichterlebnis.

In Darwin selbst tut sich auch etwas…
Ja, da entsteht derzeit ein neues Hotelprojekt, welches das beliebte Hafenviertel aufwerten wird.

Wie sehen insgesamt die Prognosen für 2024 und 2025 aus?
Das letzte Jahr betrachten wir noch als Wiederaufstiegsjahr. Langsam, aber sicher gibt es mehr Flugkapazität und mehr Flugrouten. Wir haben zum Beispiel einen neuen Qantas-Flug von Singapur nach Darwin, der im Dezember dieses Jahres starten wird – pünktlich zur Saison aus Westeuropa. Wir gehen also davon aus, dass wir in diesem Jahr wachsen werden.



Sie hatten in Großbritannien und Deutschland eine große Roadshow. Wie ist Ihr Eindruck von den Reisebürovertretern in Deutschland?
Der deutsche Markt ist offensichtlich sehr Reisebüro-lastig, insbesondere im Hinblick auf Langstreckenreisen. Viele deutsche Konsumenten lassen sich auch in Reisebüros beraten, und ich habe viele großartige Vertriebspartner kennenlernen dürfen. Soweit ich das beurteilen kann, sind sie außerdem sehr versiert und gut ausgebildet. Wenn ich mit einigen Produktmanagern und Expedienten spreche, kennen sie sich besser aus als ich. Das ist richtig gut! In Deutschland und der Schweiz wird also eine sehr professionelle, handwerkliche gute Beratungsarbeit geleistet. Das ist nicht selbstverständlich und in anderen Teilen der Welt zum Teil ganz anders.

Was hat Sie noch beeindruckt?
Ich bin beeindruckt von der schnellen Nutzung neuer Technologien. Manche denken noch, der Markt gehöre den OTAs dieser Welt. Ja, sie spielen eine wichtige Rolle, aber ich sehe, wie schnell sich der traditionelle Handel wandelt und sich den neuen Techniken anpasst und für sich nutzt. Das finde ich sehr beeindruckend.

Danke fürs Gespräch!