Dominik Riber, Managing Director Europe der Sandals Resorts
„Als familiengeführtes Unternehmen handeln wir nachhaltig“
Als authentische karibische Marke ist Sandals im deutschen Markt beliebt und gefragt. Ein Gespräch mit Dominik Riber, Managing Director Europe, über neue Resorts, die Zeit nach der Pandemie und was die Sandals Resorts ausmacht.
Herr Riber, wie steht es aktuell um das Konzept der All-inclusive-Resorts? Nach wie vor gut, denn dieses gesamte Segment erfindet sich ja stetig neu. Wir als Sandals genießen hier einen gewissen Vorteil, weil wir dieses Segment mitgestaltet haben. Der verstorbene Sandals-Gründer Butch Stewart gilt als der führende Entwickler im Bereich All-inclusive, und wir profitieren stark von 40 Jahren Wissen in diesem Segment.
Der Anfang von Sandals war ein brachliegendes Hotel in Montego Bay auf Jamaika. Wie war das damals? Im April 1981 kaufte Butch zwei verlassene Hotels, das Bay Roc und das Carlisle. Das Bay Roc war mehr als fünf Jahre lang verlassen, als er den britischen Architekten Evan Williams beauftragte, das Hotel für vier Millionen US-Dollar zu renovieren. Im selben Jahr wurde es als Sandals Resort Beach Club eröffnet, später zum Sandals Montego Bay, umgetauft. Butch Stewart hat viele Innovationen in der Hotellerie eingeführt, zum Beispiel die erste swim-up-Bar im Jahr 1984.
Sandals gilt als hochpreisig im Vergleich zu anderen großen Hotelmarken. Kann man so wettbewerbsfähig bleiben? Das kann man, denn inzwischen fragen Urlauber generell nach höherwertigen Angeboten und schätzen das auch durchaus. Es bleibt dennoch eine Gratwanderung, die Hotelszene in der Karibik und anderswo bleibt ein differenziertes Produkt. Selbstverständlich kann man auf Preisführerschaft im Markt setzen. Das ist aber nicht unser Anspruch bei Sandals. Bei uns kommt der Qualitätsanspruch vor allem anderen. Und es versteht sich, dass ich ein gewisses Qualitätsniveau nicht zum günstigsten Preis anbieten kann. Aber das Preis-Leistungsverhältnis muss stimmen, und ich glaube, das ist, was Sandals auszeichnet.
Bei allen Hotelprojekten zählt vor allem die Lage, oder? Die Location ist absolut essenziell, und es werden ja auch weitere Resorts dazukommen. Laut Aussage von unserem Chairman soll sich das Portfolio in den nächsten zehn Jahren verdoppeln. Das ist eine Ansage, aber wir müssen auch wachsen. Zum Glück besitzen wir noch sehr schöne Locations in der Karibik, wo wir expandieren können. Das gilt aber auch für Bestandsresorts auf den Turks- und Caicosinseln oder auf den Bahamas.
Wie lässt sich Sandals als Marke im deutschen Reisevertrieb erklären? Gute Frage, die wir häufig aus dem Markt hören. Sandals ist für den europäischen Markt ein absoluter Rohdiamant, der geschliffen werden muss. Wir haben eine tolle Marke, die mehrfach ausgezeichnet wurde. Weil wir sehr stark auf den stationären Vertrieb setzen, ist es häufig schwierig, das Wissen im Markt zu halten. Viele Leute, die wir früher zum Thema Sandals ausgebildet haben, haben das Reisebüro verlassen, manchmal sogar die Branche. Das stellt uns vor Herausforderungen, und es gibt kein Rezept, dem man folgen kann. Wir haben stark in Technologie investiert und mit Partnern wie beispielsweise FTI-Schnittstellen geschaffen, die es jetzt erlauben, das Produkt dynamisch durchzureichen und es damit dem Vertrieb zur Verfügung zu stellen. Aber wir wollen und müssen auch in den nächsten Monaten mehr schulen, um dieses Wissen über Sandals aufzufrischen.
Was gibt es Neues für 2024? Da ist zunächst das Sandals Dunn‘s River, das im Mai 2023 an den Start gegangen ist. Es war ja bereits in den 90er Jahren im Portfolio und kehrt jetzt als Sandals Dunn‘s River zurück. Vor allem allem die neuen Raumkonzepte machen das Resort besonders. Dort haben wir das Konzept der Rondovalsuiten überarbeitet, wo Gästen in den Coyaba Sky Rondoval Villas eine offene Dachterrasse samt Sternenteleskop zur Verfügung steht. Für die Gäste bietet das eine tolle Aussicht, nicht nur in den karibischen Himmel, sondern auch aufs Meer. Alles wurde nachhaltig konzipiert, ist eingebettet in die tropische Umgebung und spiegelt das Besondere Flair der Insel wider. Ich habe bereits erwähnt, dass wir das Portfolio in den kommenden zehn Jahren verdoppeln wollen. Um bei Jamaika zu bleiben, wird es in den kommenden Jahren das Royal Dunns River geben, das wird in direkter Nachbarschaft entstehen. Diese Kombination der Annehmlichkeiten von Dunn‘s Dunn‘s River und Royal Dunn‘s River werden die Gäste gerne nutzen. Dazu kommt noch die Erweiterung des Beaches Runaway Bay, das als Familienprodukt in 2025 eröffnet werden soll. In Planung ist auch das Luxury-All-Inclusive-Resort Sandals Saint Vincent and The Grenadines, das am 27. März 2024 aufmachen wird.
Wie sieht es mit den Fluganbindungen aus? Es gibt nach wie vor eine gute Anbindung über Frankfurt und Zürich. Codeshare-Abkommen innerhalb der Star Alliance sowie die Kooperation zwischen Condor und der Lufthansa ermöglichen einen unkomplizierten Anschluss an Jamaika, Barbados und Grenada. KLM Air France fliegt außerdem mehrmals in der Woche über Amsterdam nach Curaçao. Übrigens, im neuen Sandals Royal Curaçao wird das All-inclusive-Modell neu interpretiert und mit einem innovativen Off-Site-Dining-Programm ergänzt.
Was bedeutet das? In bestimmten Zimmerkategorien können die Gäste zusätzlich zum All-Inclusive-Dining Erlebnis die kulinarischen Traditionen ausgewählter Restaurants und Bars vor Ort genießen.
Neben den Neubauten geht es sicherlich auch um den Bestand der Resorts. Wie geht es da weiter? Natürlich gehen die Renovierungen des Bestands weiter, zum Beispiel das Beaches Negril, das auf dem deutschen Markt sehr nachgefragt ist. Hier wurden größere Townhouse Villen geschaffen. In St. Lucia haben wir die Anlage ebenfalls ausgebaut.
Renovierungen und Ausbau kosten eine Menge Geld. Wie ist Sandals nach der Pandemie aus der Krise herausgekommen? Tatsächlich sehr gut. Wir hatten letztes Jahr das beste Buchungsjahr überhaupt. Es gab einfach viel Nachfrage, die sich aufgestaut hatte. Die deutsche Nachfrage kommt jetzt langsam wieder, aber insgesamt sind wir gut ausgelastet. Schauen wir auf den kommenden Winter, so sind wir auf dem gleichen Auslastungsniveau wie letztes Jahr. Selbstverständlich gibt es Herausforderungen mit gestiegenen Kosten, wo wir diskutieren, ob wir das an den Konsumenten weiterreichen oder nicht. Wir sind aber insgesamt sehr preisstabil geblieben im Vergleich zu anderen Mitbewerbern. Wir sind finanziell gut ausgestattet, um diese Neuerungen zu stemmen. Man darf auch nicht vernachlässigen, dass Sandals ein familiengeführtes Unternehmen ist. Also müssen wir entsprechend nachhaltig und wohlüberlegt wachsen.
Wie ist die Nachfrage aus Europa? Es hat nach der Pandemie ein bisschen gedauert, aber mittlerweile sind die Zahlen sehr gut. Aus dem DACH-Bereich merken wir eine steigende Nachfrage, sie hat sich im Vergleich zum letzten Jahr fast verdoppelt – also wirklich zufriedenstellend. Vor allem die Luxuryrooms als Einstiegskategorie werden derzeit oft nachgefragt. Ich würde mir allerdings mehr Nachfrage bei den gehobenen Zimmerkategorien wünschen.
Was macht Sandals im Kern aus? Im Vergleich zu vielen internationalen Ketten und Marken sind wir authentisch karibisch. Sandals wurde von einem „Jamaikaner“ gegründet und hat seinen Stammmarkt in der Karibik nie verlassen. Wer als die Karibik wirklich erleben will, legt Wert auf das Echte und Authentische.